
Man könnte ein Asado mit einem Barbecue vergleichen, aber das wäre zuviel der Ehre für das Barbecue. Das argentinische Asado ist Ballett gegen die grobe Hopserei des Barbecue: die präzise Choreographie des Glutanschiebens, die Auf- und Abtritte von choripan (Chorizo im Brot), morcilla (Blutwurst), tira de asado (flache Rippe), tapa de asado (Hüftdeckel) und lomo (Filet), alle lässigerweise gleichzeitig auf den Grill gelegt und trotzdem nacheinander serviert und natürlich genau zum richtigen Zeitpunkt perfekt gegart – wie, wissen nur der Himmel und der asadero, der Grillmeister.






Das Asado, zu dem ich heute, am klassischen Sonntag, im Haus von Constanza Brunet eingeladen war, war nicht nur gastronomisch ein Hochgenuss. Am Tisch saß unter anderem Gérard Aimé (oben, rechts Mitte), der vor 35 Jahren den Pariser Verlag Alternatives gegründet hat, weil er keinen Verleger für das Buch fand, das er geschrieben hatte, Le Catalogue des Ressources (es wurde einer der größten Bestseller der Siebziger). Gérard ist gerade einen Monat als Passagier eines Frachtschiffs von Frankreich über Senegal und Sierra Leone (dort wurden europäische Schrottautos für den afrikanischen Markt abgeladen) nach Buenos Aires gefahren. Er macht so eine Fahrt jedes Jahr, „da habe ich endlich mal meine Ruhe“. An Bord gibt es kein Handy, kein Internet, kein Fernsehen, gar nichts. Genau die Monotonie, die er zum Schreiben braucht, er sitzt gerade an einem Polizeiroman.
Dann war da noch Paola Caretta, eine französisch-argentinische Produktionsassistentin beim Film, die Spanisch, Französisch, Englisch und Mandarin spricht, weil sie schon überall auf der Welt gelebt hat, und die auf meine Frage, wo sie sich zuhause fühlt, lange zögerte. Sie ist die einzige Einheimische, die ich getroffen habe, die Tango tanzt. Auch der, sagt sie, sei eine Fremdsprache, von der man oft nicht mal wusste, dass man sie spricht: in jenen Momenten nämlich, in denen einem zehn Minuten perfekte Kommunikation mit jemandem gelingen, den man noch nie gesehen hat und nie wiedersehen wird.
Das Gespräch mäanderte von Stéphane Hessel, dem 93jährigen Résistance-Veteranen, dessen Streitschrift „Empört Euch!“ sich bereits über eine Million mal verkauft hat, über die Paris-Fotos des Schweizer Fotografen Daniel Spoerri bis zur besten Dulce de Leche-Sorte („La Salamandra natürlich“). Zwischendrin gab es, wie es sich gehört, eine Runde Applaus für den asadero Guido. Es war ein Fest, in jeder Hinsicht.
Und dann holte die Gastgeberin Constanza, nachdem Paola sie lange genug genervt hatte, ihre Gitarre und sang ein paar Salsas.