Macht hoch die Tür

Donnerstag, 25. August 2011

Die Kopenhagener Kirchen sprengen alle Dimensionen. Diese zwei sind meine liebsten: Oben die Christianskirche im Stadtteil Christianshavn, die breiter als lang ist und theaterähnliche Logen auf drei Rängen hat. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber dieses quergelegte Layout macht mir sofort gute Laune. Ebenso der Pastor Flemming, der mir die Stelle in der Krypta zeigt, wo Gitarrenlegende Link Wray 2005 beigesetzt wurde.

Links und unten die Grundtvigskirche mit ihrer mächtigen orgelartigen Fassade, an der fast 20 Jahre gebaut wurde. Der Architekt Peder Klint hatte sich mit seinem Entwurf an einem Wettbewerb beteiligt, bei dem es eigentlich nur um ein Denkmal für den Philosophen, Dichter, Historiker, Pädagogen und Pastor Nikolai Frederik Severin Grundtvig, Erfinder der Volkshochschule, gehen sollte. Klint war der Ansicht, dass nur eine Kirche – ach was, eine Kathedrale – angemessen wäre, keine schnöde Statue – und gewann. Die Fertigstellung sollte er nicht mehr erleben, sein Sohn, der geniale Kaare Klint, setzte den Bau fort und entwarf auch die Kirchenstühle. Der Bau ist gewaltig, ein Backsteingebirge, das trotzdem federleicht wirkt. Man steht klein drin und glaubt plötzlich wieder an alles Gute im Menschen.

Christianskirche, Strandgade 1, 1401 København K

Grundtvigskirche, På Bjerget 14B, 2400 København

Louisiana

Mittwoch, 24. August 2011

Im Keller gibt es einen Raum, von dem man vorher wissen muss, sonst übersieht man ihn. Wenn man Glück hat, wird man darauf aufmerksam, weil ein paar Leute wartend davor stehen. Geht es hier zur Toilette? Weit, weit gefehlt. In dem Raum, den immer nur zwei Menschen gleichzeitig betreten dürfen, findet sich Yayoi Kusamas Installation „Gleaming Lights of the Soul“, hunderte von Lichtbällen, die alle paar Sekunden ihre Farbe wechseln. Man steht auf einem schmalen Streifen, umgeben von Wasser und Spiegeln und schwebt völlig schwerelos in diesem Bad aus Licht und Farbe. Magisch, suchtbildend.

Louisiana, etwa 30 Kilometer nördlich von Kopenhagen, ist ein Museum für Leute, die eigentlich keine Museen mögen. Es ist wie ein großer Kinderspielplatz der Kunst. Es finden immer mehrere Ausstellungen gleichzeitig statt, derzeit ist keine schwere Kost dabei: David Hockneys iPad-Zeichnungen (siehe oben – so simpel die Subjekte sind, es ist faszinierend, ihm quasi über die Schulter zu schauen. Erinnerte mich an die Picasso-Dokumentation), Josef Albers auf Papier und dann noch eine intelligente, gut kuratierte Ausstellung über das Wohnen. Im wunderschönen Park, der zum Øresund hinunter geht: Jazz für Kinder neben Skulpturen von Henry Moore und Joan Miró.

Ein Ort für einen ganzen Tag. Dazwischen und am Ende sitzt man glücklich in der Sonne bei einer Zimtschnecke und mit einem Blick auf Alexander Calder und das Meer. Und beide haben noch nie so gut ausgesehen.

Louisiana, Gl. Strandvej 13, 3050 Humlebæk

Inzwischen

Montag, 22. August 2011

Schön, hin und wieder war ich natürlich doch draußen, zwischen zwei Regenschauern, zwei Artikeln, zwei Büchern. Ein paar Bilder aus den letzten beiden Wochen.

Jeden Mittwoch backt die St. Peders Bageri in der Altstadt Onsdag Snegl, Mittwochsschnecken mit Zimt und Zuckerguss. Eine reicht, um einen für den Rest des Tages stumm und glücklich zu machen.

Sankt Peders Stræde 29, 7 bis 17.30 Uhr

Das Kettenkarussell im Tivoli. Klar war ich oben. Für den Preis einer Kinokarte. Es war… kreeeeeeeeiiiiiiiisch!

Und apropos Drehschwindel:

Kopenhagen hat neben den Onsdag Snegls auch andere atemberaubende Spiralformen. Links mein Lieblingsturm, der von der alten Börse, bei dem sich die Schwänze von vier Holzdrachen zu einer spektakulären Turmspitze verdrehen. Rechts der Turm der Vor Frelsers Kirke, den zu besteigen mindestens so eine Mutprobe ist wie das Tivoli-Karussell. 250 knarrende Holzstufen im Inneren, die in einer Art Hühnerleiter enden, 150 immer enger werdende Stufen außen am metallbeschlagenen Holzturm, der bei starkem Wind wackelt wie ein Drachenschwanz. Aber es gehört einfach dazu, einmal oben die Goldkugel mit dem fahnenschwenkenden Christus anzutippen.

Vor Frelsers Kirke, Skt. Annæ Gade 29, Turm täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet.

Das Palmenhaus im Botanischen Garten. Nichts, was man gesehen haben muss. Aber einer der nettesten Orte, um eine Box mit Take Away-Smørrebrød von Aamanns zu essen.

Aamanns Take Away, Øster Farimagsgade 10, in der Woche 10 bis 20.30 Uhr

Einmal über die Brücke von der Innenstadt kommend, zweimal rechts, und man ist im Havnebadet, einem kostenlosen Ponton-Schwimmbad direkt im Hafenbecken. Die Wasserqualität ist unbedenklich, wenngleich die Becken ziemlich veralgt sind. Stört keinen hier. Schon gar nicht die Jungs zwischen 5 und 55, die Arschbomben vom Sprungturm machen. Der perfekte Ort für einen faulen Sommersonntag. Oder -montag. Oder -dienstag.

Havnebadet Islands Brygge, wochentags 7 bis 19 Uhr, am Wochenende 11 bis 19 Uhr.

In der Pusher Street, der subtil benannten Hauptstraße von Christiania, stehen Büdchen, die fein säuberlich ausgebreitete Haschisch-Pieces und fertig gedrehte Joints in diversen Stärken anbieten. Bei näherer Überlegung: Nö, doch lieber ein hiesiges Öko-Bier in der Sonne vor dem Spielplatz. Wenn man ein bisschen abseits der großen Straßen spaziert, stößt man auf fast ländliche Idylle. Und im Garten eines der hübschen Häuser auf eine ganz traditionelle Hochzeit mit weiß gekleideter Braut und rot angelaufenem Bräutigam.

Und noch so ein vertrödelter Ort, in dem man ganze Nachmittage versacken kann: das Café Bang & Jensen in Vesterbrø. Flohmarkt-Interieur, Frühstück bis 16 Uhr (ich habe um 15.56 Uhr bestellt) und diese beeindruckende Sammlung von künstlerisch wertvollen Seebären-Bildern, unter der ich am liebsten sitze.

Bang & Jensen, Istedgade 130

Eingenordet

Sonntag, 21. August 2011

Es heißt ja immer, dass man sich beim Reisen überall mit hin nimmt, und das stimmt natürlich auch, aber meine Erfahrung nach zwei Dritteln Kopenhagen und zwei Dritteln Weltreise ist eine etwas andere. Mir kommt es so vor, als ob ich in zwölf verschiedene Reagenzgläser getaucht werde – die Reaktion ist immer eine andere und oft unvorhersehbar. Mal laufe ich blau an, mal löse ich mich auf, mal schlage ich Blasen, mal passiert: gar nichts. Zumindest auf den ersten Blick.

Kopenhagen ist die Stadt, in der ich bisher am passivsten war. Beinahe lethargisch. Ich hatte keine Lust auf Konzerte, nicht mal auf die Cinemateket, die bei mir um die Ecke liegt, und bin noch nicht ein einziges Mal, so unfassbar mir das selber vorkommt, abends essen gegangen. Der Kühlschrank ist voll mit Käse und Dillsill und Rhabarberjoghurt, es gibt wunderbares, ziegelschweres Roggenbrot mit Mandeln und Cranberries, warum also rausgehen? Ich habe mich in mein Schneckenhaus zurückgezogen, lese manisch, schreibe wie am Fließband und gucke mir abends die DVD-Sammlung meines Vermieters Christian an, Citizen Kane, Ran, Taxi Driver, aber auch die vierte Staffel von How I Met Your Mother. Und sticke. Diese kleine, leise, konzentrierte Arbeit, die so unendlich viel Raum zum Nachdenken lässt, ist derzeit die einzige Bewegung, die ich zustande bringe, so scheint es. Zwischendrin schaue ich der alten Frau im Haus gegenüber zu, die alle halbe Stunde aus dem Fenster hinaus raucht. Ich höre das Möwenschreien, Fahrradklingeln, Kirchenbimmeln, Kinderlachen vom Spielplatz hinter meinem Haus und das Scharren des Besens, mit dem jemand den Bürgersteig fegt. Man erfährt schon viel von einer Stadt, wenn man ihr einfach nur zuhört.

Diese ungewohnte Häuslichkeit hat viel mit meinem Gefühl zu tun, dass ich aus den bisherigen Monaten einfach randvoll mit Eindrücken war, da passte nichts mehr rein, das musste einfach mal sacken. Ein bisschen kompostieren. Aber Kopenhagen ist auch genau der richtige Ort dafür. Ich hatte es ja schon in meinen ersten Blogposts geschrieben: Wenn man hier mit Karacho in die Stadt gekachelt kommt, bringt sie einen mit quietschenden Reifen zum Stillstand. Um halb sechs, sechs machen die Geschäfte zu, die Stadt leert sich schlagartig. Selbst Strøget, die erste und längste Fußgängerzone der Welt, die eigentlich zu jeder Tageszeit knüppeldickevoll ist, kommt zur Ruhe. Es ist, als ob alle kollektiv ausatmen. Man geht nach Hause und isst was und lässt es gut sein für heute.

Ein guter Teil meiner Lethargie hat auch damit zu tun, dass mich hier so viel an meine norddeutsche Heimat erinnert. Die spröden Backsteinbauten, das Kopfsteinpflaster, der Wind, der durch die Straßen geht. Und ebenso, wie man seine eigene Stadt kaum wahrnimmt und höchstens dann anschaut, wenn Besuch kommt, denke ich bei Kopenhagen: kenne ich. Nächste Woche besuchen mich meine Eltern, dann werde ich all das mit ihnen tun, was ich bislang gelassen habe: Kanalfahrt, Schlossbesichtigung, Runder Turm. (Die Armen.)

Kopenhagen hat mich wieder eingenordet. Meine irrlichternde Kompassnadel hat sich beruhigt, jetzt kann ich ins letzte Drittel des Jahres aufbrechen. Und selbst meine Stickerei ist beendet: Gestern habe ich das fertige Stück in ein Handarbeitsgeschäft getragen, die machen mir jetzt ein Kissen draus und schicken es nach Hamburg. Nächstes Jahr werde ich darauf sonntags auf dem Sofa einschlafen und von der Welt träumen.


Ich bin dann mal (kurz) weg

Sonntag, 7. August 2011

Liebe Mitreisende, ich merke gerade, dass ich erlahme. Ich bin erschöpft. Müde des Bloggens, müde der Erwartungen. (Nicht müde des Reisens, oh nein.) Ich merke, dass ich dünnhäutig werde. Ich merke es unter anderem daran, dass ich ich mich über einen negativen Kommentar mehr ärgere als mich über 20 positive zu freuen. Mit anderen Worten: Da stimmt was nicht mit mir. Wenn es nicht so lächerlich klingen würde, könnte man sagen: Ich bin urlaubsreif. Ich bin jetzt den achten Monat unterwegs und die ganze Zeit fast jeden Tag auf Sendung gewesen – jetzt ist es Zeit für eine Pause. Denn wenn man müde ist, wird man gnatschig und missgelaunt, und das möchte ich nicht. Der Blog macht also Ferien. Es ist der richtige Zeitpunkt, in Kopenhagen ist ohnehin nicht viel los, was ich persönlich ganz wunderbar finde. Hinzu kommt: Ich habe in diesem Monat wahnsinnig viel zu arbeiten, es stehen einige längere, kompliziertere Geschichten auf meinem Zettel, für die ich mir beinahe ein paar Regentage wünsche. Beinahe.

Wir sehen uns in einer Woche wieder. Oder zwei. Bis dahin: vielen Dank für die bisherige freundliche, aufmunternde, anteilnehmende Begleitung; sie bedeutet mir sehr viel.

Sommersamstag

Samstag, 6. August 2011

Das Schöne an Kopenhagen ist, dass es praktisch keine Sehenswürdigkeiten gibt. Als Tourist wird man hier ziemlich in Ruhe gelassen: Die Innenstadt ist in einer halben Stunde zu Fuß durchquert, die zwei Schlösser hat man auch schnell erledigt, dann noch eine Hafenrundfahrt, fertig. Anschließend: leben. Ich habe wie immer gleich mit dem Leben angefangen und die sights bisher unseen gelassen (Schreibtischwoche gepaart mit sommerlicher Besichtigungslustlosigkeit). Auch heute: Superwetter, deshalb lieber rauf aufs Rad und raus aus der Stadt.

Aber die hier lag auf dem Weg:

Ein Rätsel, warum dieses kleine Dingelchen so berühmt werden konnte. Es liegt vergleichsweise ab vom Schuss und nicht mal sehr hübsch: Die Touristen bemühen sich unter Verrenkungen, den gegenüberliegenden Industriehafen nicht mit ins Bild zu kriegen. Historische Bedeutung hat Den lille havfrue auch nicht gerade (1913), der Bildhauer Edvard Eriksen hat sonst kaum Nennenswertes geschaffen und auch die Hintergrundgeschichte ist eher deprimierend. Nicht nur das Märchen von Hans Christian Andersen selbst – über eine unglückliche Liebe mit tödlichem Ende –, sondern auch die Entstehung der Skulptur stimmt eher trübe: Der Besitzer der Carlsberg-Brauerei, Carl Jacobsen, sah eine Aufführung des Balletts über die Kleine Meerjungfrau und wollte unbedingt die Primaballerina Ellen Price verewigt sehen. Die weigerte sich aber, nackt zu posieren, und so musste Eriksens arme Ehefrau ihren Körper hinhalten – auf den der Kopf von Ellen Price gesetzt wurde. Und auch die Nachwelt ist bislang alles andere als pfleglich mit der Dame umgegangen.

Aber ich wollte eigentlich die Küste hoch, Richtung Norden. Vorbei an der ehemaligen Tuborg-Brauerei…

… und an der Meeresbadestelle Charlottenlund…

… und an Arne Jacobsens grandioser Tankstelle von 1937 in Skovshoved (immer noch in Betrieb in Kombination mit einer Eisdiele)…

…fuhr ich wieder mal geisterhafte Hauptstraßen entlang. Ich kapier’s nicht: Samstag, Badewetter, 11 Uhr vormittags – wo sind die nur alle? Bestimmt schon am Strand.

Nee. Hier auch nicht. Das Strandbad Bellevue in Klampenborg: verlassen. Macht nichts, ich mache mich dafür um so breiter. Beim Ausziehen muss ich lachen. Kolhapuri-Latschen: Mumbai, Top: San Francisco, Bikini: Honolulu, Tasche: Sydney, Sonnenbrille: Flughafen Singapur, Sonnenmilch: Buenos Aires. Nur der Rock ist aus Hamburg (my rock – immer wieder danke für die Grundgarderobe, Katharina, die funktioniert wirklich in jeder Stadt).

Weiter durch den Dyrehaven (Hirschpark). Keine 300 Meter hinter dem Dyrehavsbakken, dem ältesten Vergnügungspark der Welt…

…tatsächlich eine Herde freilaufender Hirsche, völlig unbeeindruckt vom Hau den Lukas-Gebrüll.

Nicht weit davon: das Museum Ordrupgaard. Ein ehemaliges Herrenhaus, idyllisch in einem Park gelegen, mit einem Anbau von Zaha Hadid, die ich jedes Mal, wenn ich in einem ihrer Gebäude bin, mit einem nassen Lappen verhauen möchte (ihre größte Idiotie war, glaube ich, die Betriebsfeuerwehrstation für das Vitra Design Museum in Weil/Rhein, die wegen der schräg abfallenden Böden nie benutzt werden konnte – zu gefährlich für die Feuerwehrleute im Fall eines Brandes).

Im Haupthaus hängen einige Bilder von Vilhelm Hammershøi, den ich sehr mag. Sehr leere, sehr stille, sehr monochrome Räume, ein bisschen Vermeer, ein bisschen Edward Hopper. Man sollte Hammershøi auf Blutdrucksenkungs-Tablettenpackungen drucken, es würde die Dosis dramatisch senken.

Ebenfalls im Park von Ordrupgaard gelegen: das Privathaus von einem meiner Lieblinge, Finn Juhl. Er ist nicht so bekannt wie Arne Jacobsen, aber kann das wirklich sein, dass ich an einem Samstagnachmittag die einzige Besucherin hier bin? Von außen ist das Haus eher unaufregend – zwei durch einen Glaskorridor verbundene Giebelhauswürfel –, aber sowie man es betritt, ist man zuhause. Große Offenheit der Räume, dabei ganz klare Funktionen. Fotografieren war leider verboten, aber hier ist noch ein Bild von Finn-Sesseln in Frau Zahas unfreundlichem Klotz:

Und dann wieder heim. Im Spätnachmittagslicht, bei Amselgesang und dem Duft von frisch gemähtem Gras. Satt an Sonne, satt an Schönem. Ein weiterer perfekter Tag.

Nur noch eins

Freitag, 5. August 2011

Noch’n Video zum Wochenende (danke, Anne, für den Hinweis): Gary Russo, New Yorker Bauarbeiter, singt seit zwei Wochen jeden Tag in seiner Mittagspause den Passanten was vor. Als Wiedergutmachung für den Lärm wegen des U-Bahn-Baus. In einem CBS-Interview sagte er: „Finde heraus, was du liebst. Und mach es dann.“

Toll

Freitag, 5. August 2011

Fro(h)kost

Donnerstag, 4. August 2011

„Wenn du willst, nehme ich dich mit zum besten Eisladen der Stadt. Donnerstag um 11?“ Ist das eine Frage? Zwar weiß man als Journalistin, dass „bester Eisladen der Stadt“ in der Regel „Ich kenne vier Eisläden, hier schmeckt es mir am besten und zufällig liegt er in der Nähe meiner Wohnung“ bedeutet (ich weiß das deshalb so gut, weil ich berufsbedingt auch oft zu Superlativen neige – und im Lauf meiner Karriere oft genug „Die 10 besten XYZ“-Listen geschrieben habe), aber in diesem Fall: You had me at Eisladen.

Die Einladung stammte von Agnes, die mir neulich als meerfrau in den Kommentaren einige gute Kopenhagen-Tipps gab und seit einem Jahr über ihr Leben hier in der Stadt bloggt. Und die tatsächlich einen verdammt guten Eisgeschmack hat: Ismageriet auf der Insel Amager im Süden der Innenstadt macht phantastisches Rhabarber-, Lakritz- und Blaubeereis (die anderen Sorten dann beim nächsten Mal). Es war zwar erst mein erster Eisladen, aber was soll ich sagen: der bisher mit weitem Abstand beste der Stadt.

Ismageriet, Kongelundsvej 116, Kopenhagen 2300

Ørestad auf Amager ist zugleich Standort eines der spannendsten europäischen Städtebauprojekte, das wir uns hinterher auf einem ausgedehnten Spaziergang anguckten. Höhepunkt: Das 8 House (unten), ein Wohnblock mit fast 500 Einheiten in Form einer liegenden 8, der einen spektakulären Blick über das Naturschutzgebiet bis zum Meer bietet. Eine Rampe im Inneren windet sich wie eine Dorfstraße an allen Wohnungen vorbei, die meisten mit kleinen Vorgärten. Das Konzept ist faszinierend, die Wohnungen sehen (von außen, mit plattgedrückter Nase am Küchenfenster) fantastisch aus. Wen’s interessiert, hier ist ein viertelstündiges Video, in dem der Architekt Bjarke Ingels die Idee mitreißend erklärt (auf dänisch mit englischen Untertiteln). Auf meiner Einkaufsliste: Sein programmatischer Architekturcomic Yes is more, schon des schönen Titels willen.

Hier radelt er durch den Shanghaier Expo-Pavilion, den sein Büro ebenfalls entworfen hat.


Neue Heimat 8: P.S.

Dienstag, 2. August 2011

Das Bad meiner neuen Bleibe hatte ich unterschlagen, weil ich es so skurril fand: Ein Miniraum mit Waschbecken und Klo, der gleichzeitig Duschkabine ist. Auch das: funktioniert. Es macht sogar einen kindischen Spaß, ganz legal das Bad unter Wasser setzen zu dürfen. Ich muss jeden Morgen kichern. Kein Wunder, dass die Dänen hartnäckig die Liste der glücklichsten Völker der Erde anführen.