Fro(h)kost

„Wenn du willst, nehme ich dich mit zum besten Eisladen der Stadt. Donnerstag um 11?“ Ist das eine Frage? Zwar weiß man als Journalistin, dass „bester Eisladen der Stadt“ in der Regel „Ich kenne vier Eisläden, hier schmeckt es mir am besten und zufällig liegt er in der Nähe meiner Wohnung“ bedeutet (ich weiß das deshalb so gut, weil ich berufsbedingt auch oft zu Superlativen neige – und im Lauf meiner Karriere oft genug „Die 10 besten XYZ“-Listen geschrieben habe), aber in diesem Fall: You had me at Eisladen.

Die Einladung stammte von Agnes, die mir neulich als meerfrau in den Kommentaren einige gute Kopenhagen-Tipps gab und seit einem Jahr über ihr Leben hier in der Stadt bloggt. Und die tatsächlich einen verdammt guten Eisgeschmack hat: Ismageriet auf der Insel Amager im Süden der Innenstadt macht phantastisches Rhabarber-, Lakritz- und Blaubeereis (die anderen Sorten dann beim nächsten Mal). Es war zwar erst mein erster Eisladen, aber was soll ich sagen: der bisher mit weitem Abstand beste der Stadt.

Ismageriet, Kongelundsvej 116, Kopenhagen 2300

Ørestad auf Amager ist zugleich Standort eines der spannendsten europäischen Städtebauprojekte, das wir uns hinterher auf einem ausgedehnten Spaziergang anguckten. Höhepunkt: Das 8 House (unten), ein Wohnblock mit fast 500 Einheiten in Form einer liegenden 8, der einen spektakulären Blick über das Naturschutzgebiet bis zum Meer bietet. Eine Rampe im Inneren windet sich wie eine Dorfstraße an allen Wohnungen vorbei, die meisten mit kleinen Vorgärten. Das Konzept ist faszinierend, die Wohnungen sehen (von außen, mit plattgedrückter Nase am Küchenfenster) fantastisch aus. Wen’s interessiert, hier ist ein viertelstündiges Video, in dem der Architekt Bjarke Ingels die Idee mitreißend erklärt (auf dänisch mit englischen Untertiteln). Auf meiner Einkaufsliste: Sein programmatischer Architekturcomic Yes is more, schon des schönen Titels willen.

Hier radelt er durch den Shanghaier Expo-Pavilion, den sein Büro ebenfalls entworfen hat.


17 Antworten to “Fro(h)kost”

  1. Bea Says:

    Ist das ein Eisbecher auf dem Tisch? Und mit Guf? Und drys? Wir fahren morgen nach Dänemark (ein Wochenende im Legoland, auch wenn das Kind schon 16 ist) und meine Tochter und ich malen uns schon seit Tagen aus, wie der erste Eisbecher aussehen wird, den wir in Dänemark essen werden. Auf jeden Fall mit Guf und Drys und Flœdebœller! Und falls hier jemand einen Tipp für “das beste Eis von Süd-Dänemark” hat, wir sind ganz Ohr, oder Auge in diesem Fall.

  2. Katharina Says:

    Im Süden Dänemarks auf jedenfall mal Skarø-Eis probieren. Hat zwar mit den klassischen dänischen Riesen-Eistüten nichts zu tun, ist aber auch verdammt toll. Und auf Ærø Walnusseis mit Ahornsirup probieren!

  3. Norway Says:

    Liebe Meike,

    Das Expo Pavillion Video ist in D mal wieder wegen der GEMA Rechte nicht verfügbar, seufz.
    Wie stehen sie eigentlich zum Thema Schutzrechte ? Als Autorin betrifft sie das wahrscheinlich häufig auch, oder ?
    Guten Start in den Tag Norway

  4. Petra Says:

    Wenn Sie schon in Sachen Architektur unterwegs sind verpassen Sie nicht:

    Ordrupgaard Museum Extension von Zaha Hadid
    http://www.zaha-hadid.com/built-works/ordrupgaard-museum-extension

    …. und gut essen kann man dort auch. Das Museum liegt etwas ausserhalb; aber es ist mit dem Radl gut zu ereichen!

    Ich beneide Sie um den Besuch im “schönsten” Museum der Welt! Louisiana!
    dazu ein Lesetipp: Mein Louisiana-Leben von Knud Jensen

    http://www.louisiana.dk/dk

  5. Uschi aus Aachen Says:

    @Bea: Und was ist Guf und drys? Nur mal so gefragt von einer, die sich in Dänemarks Eisdielen nicht so gut auskennt…

  6. meike Says:

    @Norway: 1. geht es jetzt? 2. Schutzrechte? Meinen Sie Leistungsschutzrecht a.k.a. Verleger-GEZ (dagegen) oder Urheberschutz?
    @Uschi: Guf ist eine Eiweißschaumsauce. Stellen Sie sich leicht verflüssigten Negerkussinhalt vor, das kommt in etwa hin. Drys sind gezuckerte Schwarzbrotkrümel.

  7. Tanja Says:

    Das Rhabarber-Eis würde ich jetzt auch glatt nehmen. Die Aussicht aus dem 8 House weniger. ein bissel wie eine El-Arenal-Bettenburg in der Hosteinischen Tiefebene, oder? Aber ich bin auch ein Architektur-Banause….

  8. Bea Says:

    @Uschi: Meike hat ja schon Guf und Drys beschrieben. Aber sollte diese Frage auftauchen: Flœdebøller sind Negerküsse die zwischen das Eis gedrückt werden. Da steigt der Blutzuckerspiegel in ungeahnte Höhen und man spart sich (mindestens) eine Hauptmahlzeit. Aber einmal pro Urlaub ist es ganz wunderbar und manchmal bekommt man sogar Softeis und Kugeleis gemischt!

  9. Norway Says:

    @Meike 1) leider immer noch nicht 2) upps – mich in finsterer Unwissenheit erwischt!

  10. meike Says:

    Wie kann das sein? Ich habe den Link extra mit einer deutschen VPN getestet, bei mir geht es. Haben andere auch die Probleme?

  11. Wortschaetzchen Says:

    Ja, ich kann es auch nicht öffnen. “nicht verfügbar usw.”

  12. isabo Says:

    “Yes is more” ist ein wundervoller Titel, den könnte man sich gleich mal für alles mögliche hinter die Ohren schreiben.

  13. Annette B. Says:

    Tolle Architektur. Und wie Bjarke Ingels diesen Lemniskatenbau erklärt, ist die Viertelstunde mehr als wert! Rotterdam ist bezüglich Städtebau übrigens auch total spannend.

  14. Thea Says:

    Tssss.
    Political correct heißt es Schaumküsse, nicht N….küsse.

  15. Bea Says:

    @Thea: Entschuldigung. Muss wohl am Alter liegen, in meiner Kindheit waren es noch N….küsse. Aber ich werde mich bemühen.

  16. Sabine Says:

    Sie fahren doch hoffentlich noch nach Helsingör (wo ist auf der Mac-Tastattur eigentlich das durchgestrichene o?)?

    Da gibts nämlich nicht nur das malerische Schloss Kronborg (Hamlet und so), sondern vor allem SEEEHR leckeres Eis in einer Eisdiele (in der Færgestræde, so sieht er aus: http://static.panoramio.com/photos/original/1718932.jpg), die seit bald 100 Jahren besteht und in der, wenn ich mich richtig erinnere, ein Foto von Gregory Peck in ebendieser Eisdiele hängt. Sehr nett, das alles dort. Natürlich kein Rhabarber-Lakritz-Chichikram, sondern Erdbeer, Schokolade und Vanille in selbstgemachter Waffel, mit Sahne und einem Klacks Erbeersauce. Hmm, ich glaub, ich muss auch mal wieder hin.

    Schöne Reise noch!

    (Ach so, und bitte gehen Sie unbedingt ins Louisianna-Museum. Das ist wunderschön.)

  17. Vorspeisenplatte » Blog Archive » Richtig gutes Eis Says:

    [...] Beni genannt. Ich testete es daraufhin – und es gab kein zurück (tut mir leid, Sarcletti). Meike Winnemuth meint zwar, dass „bester Eisladen der Stadt“ in der Regel „Ich kenne vier Eisläden, hier schmeckt es [...]