Louisiana
Im Keller gibt es einen Raum, von dem man vorher wissen muss, sonst übersieht man ihn. Wenn man Glück hat, wird man darauf aufmerksam, weil ein paar Leute wartend davor stehen. Geht es hier zur Toilette? Weit, weit gefehlt. In dem Raum, den immer nur zwei Menschen gleichzeitig betreten dürfen, findet sich Yayoi Kusamas Installation „Gleaming Lights of the Soul“, hunderte von Lichtbällen, die alle paar Sekunden ihre Farbe wechseln. Man steht auf einem schmalen Streifen, umgeben von Wasser und Spiegeln und schwebt völlig schwerelos in diesem Bad aus Licht und Farbe. Magisch, suchtbildend.
Louisiana, etwa 30 Kilometer nördlich von Kopenhagen, ist ein Museum für Leute, die eigentlich keine Museen mögen. Es ist wie ein großer Kinderspielplatz der Kunst. Es finden immer mehrere Ausstellungen gleichzeitig statt, derzeit ist keine schwere Kost dabei: David Hockneys iPad-Zeichnungen (siehe oben – so simpel die Subjekte sind, es ist faszinierend, ihm quasi über die Schulter zu schauen. Erinnerte mich an die Picasso-Dokumentation), Josef Albers auf Papier und dann noch eine intelligente, gut kuratierte Ausstellung über das Wohnen. Im wunderschönen Park, der zum Øresund hinunter geht: Jazz für Kinder neben Skulpturen von Henry Moore und Joan Miró.
Ein Ort für einen ganzen Tag. Dazwischen und am Ende sitzt man glücklich in der Sonne bei einer Zimtschnecke und mit einem Blick auf Alexander Calder und das Meer. Und beide haben noch nie so gut ausgesehen.
Louisiana, Gl. Strandvej 13, 3050 Humlebæk
August 25th, 2011 at 07:15
Wie cool. Wie sind Sie denn darauf gekommen? War das auch ein Tipp einer Leserin oder eine Aufgabe?
(Und übrigens, 1000 Dank für die “Christiania Bikes”!)
August 25th, 2011 at 07:40
Wie schön, genau da sass ich auch erst vor ein paar Tagen und habe alles still, aber leidenschaftlich genossen. Danach zurück in die Stadt und den Spindelaufgang des Rundetarn hochmarschiert, bis sich alles drehte. Wunderbar.
August 25th, 2011 at 07:46
@Sonja: Auf Lousiana muss man eigentlich nicht kommen, das ist immerhin eines der bakanntesten Kunstmuseen der Welt. Ein weiterer Tipp: das Arken Museum for Moderne Kunst (http://www.arken.dk/), eine halbe Stunde südlich von Kopenhagen in Ishoj. Nicht ganz so sinnlich erlebbar wie Lousiana, nicht ganz so überbordened – aber ein kluges, eher traditionell arbeitendes Museum für Zeitgenössisches, dessen schon ein wenig verlotterte Architektur sich wie ein Segel aus einer windzerblasenenen Dünenlandschaft erhebt.
August 25th, 2011 at 07:50
Wie großartig !!! Ich kann es mir richtig vorstellen, wie man gebannt in diesem Raum verharrt und sich dem Lichtermeer hingibt.
August 25th, 2011 at 07:52
Auch ohne Meer-Hintergrund hat Calder was wohltuend Kontemplatives – zum Beispiel in Riehen im Garten der Beyeler Fondation – das angrenzende Feld schenkt Augen und Seele ebenso Entspannung. Regional bedingt: Rööööschdi statt Zimtschnecke.
August 25th, 2011 at 07:56
Nach dem Louisiana-Besuch vor 20 Jahren kaufte ich mir in meiner Begeisterung sogleich von seinem Gründer Knud w. Jensen: Mein Louisiana-Leben, eine spannende Geschichte vom Werdegang des Museums vom Grundstückskauf bis zum letzten Bauabschnitt. Eine spannende Lektüre.
August 25th, 2011 at 08:02
Sie könnten doch auch noch Tania (Karen) Blixen in ihrem Museum in Rungsted besuchen!
August 25th, 2011 at 08:42
Vor drei Jahren waren wir in den Osterferien in Kopenhagen. Es schneite und wir besuchten Lousiana an einem sonnigen Wintertag. Es war zauberhaft im Garten zu sitzen, die mit Schnee bestäubten Skulpturen zu bewundern und auf das Meer zu blicken.
August 25th, 2011 at 08:53
wow…toll mit den Lichtbällchen.
August 25th, 2011 at 08:59
…der raum sieht ein bisschen aus wie in einem traum…
August 25th, 2011 at 09:32
Liebe Meike,
wie schön, dass Du Dich nach Lousiana aufgemacht hast. Es gibt wenige Orte auf der Welt, die mich auf so angenehm entspannte Art bezaubert haben, mit der Vrbindung von moderner Kunst , Park und Natur. Deine Beschreibung entspricht wieder einmal den bewahrten Gefühlen. Danke !
August 25th, 2011 at 10:42
WOW! Ich könnte mir vorstellen, dass “Gleaming lights of the soul” genau das bewegen und ansprechen: die Seele. Was für eine schöne Installation. Und schöne Fotos!
August 25th, 2011 at 12:32
Oh ja, Louisiana ist sensationell. 1996 war ich dort. Ich habe von meiner Kopenhagenvisite in jenem Dänemarkurlaub viel vergessen, aber DAS nicht.
Mal wieder Zeit für eine Musikvideoempfehlung – u.a. wirken hier Mitglieder der bereits früher empfohlenen dänischen Band Cody bei der Copenhagen Collaboration mit (www.copcol.com).
Ich liebe es, Menschen beim Musizieren zuzuschauen…
http://www.youtube.com/watch?v=Prygavm2iFc
Ein Cover: “Funeral”, Band of Horses.
(Erstmals ausgerechnet am Todestag von Vicco von Bülow gehört und gesehen.)
August 25th, 2011 at 12:57
Hier ein paar Tipps für Barcelona:
- Restaurant Venus Delicatessen: wenn es mal alternativ angehaucht sein soll http://travel.nytimes.com/travel/guides/europe/spain/catalonia/barcelona/55396/venus-delicatessen/restaurant-detail.html
- Restaurant Biocenter: wenn es mal vegetarisch sein soll http://restaurantebiocenter.es/
- Busfahren ist preiswert
- die von Gaudi konzipierten Häuser (Battjo, La Pedrera), funktional und wunderschön – leider touristenüberflutet
- Poble Espanyol auf dem Montjuic: künstlich angelegtes Dorf bestehend aus Miniaturen verschiedener Gebäude Spaniens, mit Handwerkern, die dort arbeiten und verkaufen
- auf dem Montjuic sind vor dem großen Stadium in Bronze gegossene Fußabdrücke verschiedener Sportler in den Boden (Fußweg) eingelassen
- Markthallen, z.B. Mercat St. Josep: wenn die Augen mit üppigen Reizen überflutet werden sollen
August 25th, 2011 at 16:58
Liebe Meike,
da wollte ich schon immer mal hin-ich glaube es wird wirklich Zeit.
August 25th, 2011 at 18:16
Bwoah! Der Raum ist ja irre. So als Schlafzimmer Deko vielleicht nicht gerade, aber vielleicht würde man sich an die Lichter gewöhnen
Schön Dich wieder in Aktion zu sehen!!!
August 25th, 2011 at 20:09
Hi Meike…. die Tassen….. war das die Stickvorlage? Herrlich!
August 26th, 2011 at 10:40
Ja, Louisiana ist Pflicht, wenn man in Kopenhagen ist! War eine ganze Weile fast jedes Jahr da. Der letzte Absatz gefällt mir besonders gut – Danke.
August 26th, 2011 at 12:45
räusper… Hab mich wohl als kulturellen Totalausafall geoutet… Mir sagte Louisiana tatsächlich bisher nur als US-Bundesstaat etwas. Na, ich werde mich bemühen, es positiv zu sehen: Wieder was gelernt.
August 27th, 2011 at 19:59
love that Kusama Installation. Sah es in NY. wirklich magisch und meditativ..Danke fuer das grandiose Foto