Honigkuchenpferd tanzt Tango

Donnerstag, 17. Februar 2011

Zweite und letzte Tanzstunde. Kein Kommentar. Aber die Schuhe sind hübsch, oder? Die flachsten, die ich finden konnte.

Und jetzt?

Donnerstag, 17. Februar 2011

Ich kann mich einfach nicht entscheiden, was soll ich mir heute Abend bloß angucken: eine Komödie, „um unaufhörlich zu lachen“? Eine Revue mit natürlichen Schönheiten? Zwei klassische Angebote auf der Avenida Corrientes, der Bücher- und Theatermeile.

To go/para llevar

Mittwoch, 16. Februar 2011

Ich habe keine Ahnung, wie die Porteños das Ganze überleben. Um 22 Uhr zu Abend essen (dickes Steak, ordentlich viel Malbec), am nächsten Morgen schon wieder drei medialunas zum café con leche, zu Mittag ein paar Empanadas, ein halbes Pfund Eis pro Tag – und damit die Wartezeit bis zum Abendessen nicht allzu lang wird, auf dem Heimweg von der Arbeit noch schnell eine Pizza einschieben. Kein Wunder, dass Schönheits-OPs hier staatlich gefördert werden; mit legalen Mitteln kann man sein Gewicht jedenfalls nicht halten.

Die Pizza- und Pastakultur hat die Stadt den italienischen Einwanderern zu verdanken, wobei Italiener wie mein Klassenkamerad Pirro, der Alitalia-Pilot i.R., nur die Augen verdrehen, wenn man die Worte Pasta und Argentinien in einem Satz benutzt. Auch Pizza ist hier eine eher freie Interpretation: Es ist nicht so sehr Teig mit Käsebelag als vielmehr Käse mit Teigunterlage. Sei’s drum: Einer der bekanntesten Pizzaläden der Stadt, Pizzeria Güerrin, liegt bei mir direkt um die Ecke, und heute habe ich ihn endlich getestet, porteño-style.

Und das geht so: Klar kann man auch im ersten Stock im Restaurant essen, lustiger aber ist der Imbiss im Erdgeschoss. Normalerweise ordert man ein Stück für umgerechnet einen Euro an der Kasse (ich natürlich, gierig, eine ganze Pizza zum Mitnehmen) und dazu ein Glas Moscato, süßen roten Muskateller. Und stellt sich dann zu den anderen Essern an die Stehtische. Während ich auf meine Pizza wartete, trank ich meinen Moscato, flirtete radebrechend mit dem cajero, dem Kassierer, und bekam nach zehn Minuten eine dampfende Pizza liebevoll in Karton, Papier („seit 1932“) und Schnur eingepackt.

Der Pizzateig ist relativ hefelastig, wer Mozzarella mag, kommt auf seine Kosten, wer satt werden will, auch. Ich hatte das Ding zuhause in zehn Minuten verputzt.

Pizzeria Güerrin, Corrientes 1368

Feierabend

Montag, 14. Februar 2011

Die Bar Plaza Dorrego in San Telmo, dem ältesten Stadtteil von Buenos Aires, ist völlig menschenleer, genau der Zustand, den ich bei Bars und Kneipen am meisten mag. Ich liebe nichts mehr als diese Zeit am Abend, in der nicht das Geringste los ist; in Deutschland wäre es 18 Uhr, hier ist es 20 Uhr. Man kriegt schnell ein Glas Wein gebracht von einem Kellner, den man beim Schwatzen unterbrochen hat, er stellt noch einen Teller mit Erdnüssen in Schale dazu und lässt einen ansonsten in Ruhe. Hier war schon jeder von Gardel bis Bill Clinton, ohne dass es der Bar geschadet hätte. Sie ist trotz der großen Fenster, durch die man auf die kleine Plaza Dorrego blickt, dunkel und auf angenehme Weise dreckig, ein ganz und gar vertrauter Ort, auch wenn man noch nie zuvor hier war. Hola, da kommt auch schon mein Dinner-Begleiter, mit dem ich hier für den Aperitif verabredet bin. Schade, er ist pünktlich. Ich hätte gern noch ein bisschen vor mich hingeträumt.

Bar Plaza Dorrego, Defensa 1098, täglich 8 bis 3 Uhr.

Der Meister

Sonntag, 13. Februar 2011

Der berühmteste Tango der Stadt, gesungen vom berühmtesten Tangosänger der Stadt, Carlos Gardel. Da ist auch schon egal, dass der Mann seit 75 Jahren tot ist. Als sein Flugzeug 1935 verunglückte, begingen viele seiner Fans Selbstmord. Und bis heute heißt es in Buenos Aires: „Gardel singt mit jedem Tag besser.“

Hier geht es um die beiden argentinischen Leidenschaften Frauen und Pferdewetten. Und den Umstand, dass man bei beidem oft por una cabeza, um eine Pferdekopflänge, verliert.

Lavanderia

Samstag, 12. Februar 2011

¿A qué hora? frage ich. A la ocho, grummelt er. In vier Stunden also, um 20 Uhr, kann ich meine Wäsche wieder abholen. Zwei Waschmaschinenladungen gewaschen, getrocknet und zusammengelegt: 13 Pesos. 2,40 Euro. Morgen, am Sonntag, wäscht er auch.

Haben und sein

Samstag, 12. Februar 2011

Ich hatte ja schon mal geschrieben, dass mir das Lernen einer neuen Sprache vor allem deshalb so viel Spaß macht, weil man gleich eine ganze Geisteshaltung mitgeliefert bekommt. Im Spanischen gibt es das Verb tener (= haben, besitzen), das multipel kombinierbar ist. Tener la culpa = schuld sein, tener la cabeza bien amueblada (wörtlich: einen gut möblierten Kopf haben) = clever sein. Was mir gut gefällt: Sein Alter gibt man ebenfalls mit tener an: Tengo cincuenta años = Ich bin 50. Also: Ich habe, ich besitze diese 50 Jahre. Sie gehören mir. Das finde ich ein prima Konzept, mit dem Altern umzugehen.

Sweet home

Samstag, 12. Februar 2011

Ich bin Journalistin geworden, um meine Nase ungefragt in alles reinstecken zu können und dafür auch noch bezahlt zu werden. Gelegentlich schütze ich aber auch nur journalistisches Interesse vor, wo eigentlich blanke private Neugierde herrscht. Als ich irgendwo las, dass Francis Ford Coppola, Urheber diverser Meisterwerke (Der Pate! Apocalypse now! Sofia Coppola!), hier in Buenos Aires ein Haus besitzt, das er an Gäste vermietet, musste ich es natürlich unbedingt angucken. Offizielle Anfrage: ich wolle was drüber schreiben (tue ich ja auch gerade…). Die Bitte ging durch mehrere Instanzen, gestern dann die Nachricht: Sie können gern vorbeikommen.

Jardin Escondido ist ein Ensemble von fünf kleinen Stadthäusern in Palermo Soho, dem inzwischen todschicken Boutiquen- und Ausgehviertel von Buenos Aires. Wie viele Häuser hier sieht es von außen unscheinbar aus, dahinter öffnet sich eine ganze Welt um einen kleinen Innenhof herum. Coppola hat das Haus gekauft, als er ein Jahr in Buenos Aires lebte, um seinen letzten Film Tetro zu drehen. Auf dem Bild oben: sein Schlafzimmer, übrigens mit einem schockierend kleinen Bad.

Bislang konnte man das Haus nur im Ganzen anmieten, für etwa 13.000 US$ pro Woche. Jetzt sind die sieben Zimmer auch einzeln zu bekommen (ab 200 US$ die Nacht, das Schlafzimmer des Meisters ab 300 US$). Es ist sagenhaft ruhig, das Lauteste ist die Gegenstromanlage des kleinen Pools im Innenhof.

Gorriti 4746, Palermo, Buenos Aires 1414

Mehr Licht

Samstag, 12. Februar 2011

In Sydney waren es Restaurants, in Buenos Aires sind es Buchläden. Aber es hilft ja nichts: Wenn so viele wunderschöne Geschäfte in einer Stadt existieren, kann ich nicht die Augen davor verschließen.

Dieser Laden hier ist Eterna Cadencia in Palermo Hollywood (der Namenszusatz stammt von den vielen Film- und TV-Produktionsfirmen in der Gegend). Die Auswahl ist makellos, ich war kurz versucht, eine zweisprachige Ausgabe von Walt Whitmans Leaves of Grass zu kaufen. Und sie haben sogar Los Buddenbrook in einer wunderschönen Ausgabe.

Ein Juwel: der Innenhof mit einem kleinen Café, siehe oben. Es gibt wie in beinahe allen Cafés und Geschäften freies WLAN. Irgendwann die Tage packe ich mein MacBook ein und werde mich zum Arbeiten hierher setzen. Ich nenne es jedenfalls Arbeit.

Honduras 5574, Palermo, Buenos Aires

Büchermenschen

Donnerstag, 10. Februar 2011

Mein Spanisch steckt in den Kinderschuhen, deshalb verstehe ich auch nur in Ansätzen, was Guido Indij über unsere Begegnung vorgestern abend geschrieben hat. Ich weiß nur: Ich hatte einen wunderbaren Abend mit zwei der interessantesten Verleger der Stadt. Guido, eigentlich Fotograf, betreibt seit Jahren seine Kunstbuch-Verlage La Marca Editora und Asunto, er ist sozusagen der Walther König von Argentinien. Seine Lebensgefährtin Constanza Brunet, ehemalige Journalistin, hat vor ein paar Jahren Editorial Marea gegründet, einen Verlag, der sich auf journalistische Bücher und Biografien spezialisiert hat. Eine ihrer Entdeckungen, den Reisebericht von Carlos Ferrer über seine Motorradtour mit Che Guevara, hat sie in elf Länder verkaufen können, so was hält einen Kleinverlag über Wasser. Sie ist gerade zur Verlegerin des Jahres in Argentinien gewählt worden. Nicht nur das hatten wir zu feiern. Ich war übrigens genau so müde, wie ich auf dem Foto aussehe: Man isst hier frühestens um 21.30 Uhr, meist später. Oft fällt mir der Kopf in die Suppe.