Am Ende einer kurzen Nacht

Nach einer Woche Mumbai. Nach drei Stunden Schlaf. Während die Sonne hinter der staubigen Scheibe aufgeht.

B ist 28, halb Deutscher, halb Australier. Abgebrochenes Volkswirtschaftsstudium an der Uni München, hängengeblieben in Indien. Er ist drei Monate durchs Land gereist, getrieben von Hesses Siddharta und Shantaram von Gregory David Roberts. Er hatte sich selbst beweisen wollen, dass er von 150 Rupien am Tag leben kann, dem indischen Durchschnittseinkommen. 2,50 Euro. Er hat es drei Monate lang durchgehalten: Von Kalkutta ist er per Zug, oft 12 Stunden im Stehen zwischen anderen eingeklemmt, von Kalkutta Richtung Süden bis nach Kerala und dann an der Westküste wieder hoch nach Mumbai gereist. Halbnackt im Lunghi, dem südindischen Wickelrock, im Rucksack 15 Kilo Kletterausrüstung. Ein paar Mal ist er in ungemütliche Situationen geraten, auch mal verhaftet worden. Das Shantaram-Leben. Über eine Facebook-Bekanntschaft ist er an einen Job als rechte Hand eines indischen Geschäftsmanns aus dem Restaurantgewerbe gekommen, für den er jetzt mit Unterbrechungen seit knapp einem halbem Jahr arbeitet. Was genau macht er da? „Alles, was anliegt.“ Nach dem Rechten sehen, den Angestellten wieder und wieder sagen, wie etwas zu tun ist. Weil das hier einfach nicht anders ginge, jeder einzelne Handschlag müsse genau vorgeschrieben und ausdrücklich verlangt werden. Er sagt das zu einem Viertel resigniert, zu einem Viertel zornig, zu einem Viertel verächtlich, zu einem Viertel sachlich, in diesem Tonfall, den ich so oft höre, wenn ich Westler über Inder reden höre. Es ist eine Stimme auf verlorenem Posten.

Wir sitzen im Indigo, einem der angesagtesten Restaurants in Mumbai, einen Steinwurf vom Taj Mahal Palace entfernt. Ein Laden für Expats und reiche Touristen, ein dreigängiges Menü für zwei kommt hier auf für Indien exorbitante 100 Euro. Es ist voll, natürlich. Zweiertische mit der international bewährten Kombo von altem Knacker und junger Frau, eine lange Tafel voller Männer, die anerkennend jaulen, als sich vier, fünf Frauen in mehrheitlich kurzen Röcken zu ihnen gesellen, die aussehen wie Professionelle.

B erzählt von seinen Reisen, von der Arbeit, von Indien. Die Erzählungen verästeln sich, er schweift ab, schiebt ein, erklärt, fällt sich selbst ins Wort. Anders kann man von Indien scheinbar nicht sprechen. Immer wieder Anekdoten, eine absurder als die andere, ich interpunktiere mit Kopfschütteln und ungläubigem Lachen. Aber nicht sehr ungläubig, denn so ist es, ich erfahre es ja gerade selbst.

Das Essen ist mäßig, ein ungelenker Versuch, den globalen Geschmack zu treffen. Ich esse Rawas, einen lokalen Fisch, mit Anis, gerösteter Kokusnuss und Panchamrut-Sauce, sinnlos verhunzt durch Artischocken und schwarze Oliven. Möchtegern-Essen. Der Kellner breitet mit Schwung eine schwarze Serviette über meinem Schoß aus, die Gabel ist verbogen. Wie erfolgreich der Laden ist, zeigt ein Schild vor der Tür. Dort wird ein neuer Service angeboten: „Let our chauffeur drop you home in your car. Indigo encourages responsible drinking.“

Wir ziehen ein paar Häuser weiter, in den Royal Bombay Yacht Club. Ein riesiger viktorianischer Bau in bester Lage, von der Terrasse schaut man auf das Gateway of India und das Arabische Meer. Einst der Stolz der britischen Seefahrt, jetzt ein verwahrloster Kasten mit grellen Neonlampen. Hier findet heute abend der monatliche Cigar Club statt, ebenfalls ein Treffpunkt für in Mumbai lebende Ausländer, initiiert von einem Briten namens Dan. „Der da drüben im gestreiften blauen Hemd ist Dan“, sagt B. Ich muss lachen, denn hier tragen tatsächlich alle gestreifte blaue Hemden, die offizielle Wir sind heute mal lässig-Uniform der versammelten Geschäftsführer, Repräsentanten, Niederlassungsleiter aus aller Herren Länder. Zwei Deutsche lehnen mit einem Bier in der Hand an der Brüstung, ich höre nur Wortfetzen: „…weiß auch nicht mehr, wie… Report… die Zentrale sagt…“ Man wärmt sich hier am Feuerchen ähnlicher Erfahrungen, so scheint es. Alle sehen müde aus.

Weiter, hinaus zur Pferderennbahn. Im „Tote“ findet eine Party zur Eröffnung der Lakmé Fashion Week statt. Ein Bekannter von B schleust uns hinein. M, Australier, leitet eine Modelagentur. Gute Mädchen habe der M, sagt B, die halbe Vogue India sei voll mit ihnen. Derzeit gehen Brasilianerinnen gut, auch Spanierinnen – dunkelhaarig genug, um sich mit ihnen identifizieren zu können, aber auch genügend nicht-indisch, um aspirational zu sein, Sehnsucht nach einem anderen, besseren Leben auszulösen. Das, worum es hier immer geht, auch bei denen, die es schon längst geschafft haben. M und sein Bruder U haben drei Models im Schlepptau, alle schön, alle dunkelhaarig, alle nicht-indisch. B zeigt auf ein paar Leute. Der Typ da: ein paar 100 Millionen schwer. Der: auch. Alle im blauen Streifenhemd. Dazu ein paar bekannte Gesichter aus dem Cigar Club, die inzwischen auch den Weg hierher gefunden haben. Man kennt sich, und man bleibt unter sich. U, der Bruder von M und gerade zu Besuch, überlegt, ob er jetzt auch nach Indien ziehen soll. Warum? „Weil hier noch alles möglich ist“, sagt er mit Goldgräberblick.

Die Welten berühren sich hier nicht. Ich verstehe jetzt, warum ich jedes Mal so fassungslos angestarrt werde, wenn ich im Viertel rund um mein Hotel durch die Straßen gehe. Warum mich auch neulich die Männer in der S-Bahn so angestarrt haben. Ich hatte dort einfach nichts zu suchen. Ich hätte noch nicht mal was im Frauenabteil zu suchen gehabt, auch nicht in der ersten Klasse. Ich bin eine weiße Frau, für indische Verhältnisse stinkreich, ich darf bestenfalls im Taxi unterwegs sein, aber in Wirklichkeit nur in einer eigenen Limousine mit Fahrer, sagen mir die Mädchen von M. Im bereits zitierten „Bombay: Maximum City“ schreibt Suketu Mehta, dass er, der aus New York nach Mumbai zog, aus einer funktionierenden Stadt in eine nicht funktionierende, auch in ein fremdes Leben geworfen wurde, in eines mit Dienstmädchen und einem klimatisierten, Chauffeur-gesteuerten Wagen. „Wenn wir hier überleben wollen, müssen wir reich leben“, schreibt er, einigermaßen verzweifelt.

In ihrem Weblog Diary of a White Indian Housewife, das ich gerade fasziniert verfolge, schreibt die Australierin Sharell Cook, die einen indischen Mann geheiratet hat, viel von dem, was mich auch so umtreibt in dieser Stadt: die Einsamkeit, die Fremdheit, die Unzugehörigkeit. Was sie nicht sagt: wie man sich hier selbst fremd wird. Wie schnell man sich gegen das Elend panzert, wie kalt das Herz plötzlich wird. Wie wütend man durch die Stadt läuft, weil einen schon wieder jemand versucht hat zu verarschen, ein Händler, ein Taxifahrer, der „vergessen“ hat, die Uhr anzustellen, und jetzt einen Fantasiepreis verlangt, eigentlich jeder, mit dem man als Fremde in Kontakt kommt. Der Mann an der Rezeption, von dem ich regelmäßig zehn Stunden Internetzugang kaufen muss, hat plötzlich keine Zehn-Stunden-Tickets mehr, aber ich könnte zwei Tickets à fünf Stunden haben, leider ein bisschen teurer. Okay, mache ich. Am nächsten Tag: Es gibt wieder nur die Fünf-Stunden-Tickets. Auf denen aber nur 240 Minuten drauf sind. Am übernächsten Tag: geht das Internet gar nicht mehr, ein Techniker kommt, drückt ein bisschen auf meinem Laptop herum, wackelt mit dem Kopf, holt dann seinen eigenen Rechner und demonstriert, dass das Netz funktioniert. Und bietet nach einem Telefonat mit der Rezeption an: Ich könnte auch für 1000 Rupien Zugang für einen ganzen Tag kaufen, der sei zuverlässiger. Ich nicke entnervt, mir ist schon alles egal. Hauptsache, es funktioniert wieder. Hauptsache, ich muss mich nicht immer wieder mit demselben Mist beschäftigen. Muss ich natürlich, denn es funktioniert immer noch nicht. An guten Tagen nehme ich all das als ein Spiel. An schlechten nehme ich es persönlich. Heute ist ein eher schlechter Tag, würde ich sagen.

Und genau so geht hier alles, so kriegt man die Westler an ihrer Ungeduld und ihrer fehlenden dicken Schwarte zu packen: Man nervt sie. Es ist ein täglicher Kleinkrieg. Bettler ziehen so lange an einem, bis man ihnen einmal entnervt was gibt, damit sie verschwinden. Straßenhändler schmeißen sich einem so lange mit „Ma’am, look, ma’am, hello, hello, look, ma’am, look, hello, ma’am“ in den Weg, bis man einmal stehen bleibt. Das Nerven klappt vielleicht in einem von 100 Versuchen, aber das reicht. Und deshalb wird es gemacht. Es ist wie Spam. Das Verarschen klappt häufiger, und deshalb wird es erst recht gemacht.

Ich habe mich jetzt drei Tage mit dem verdammten Internet herumgeärgert, und nun bin ich marode. Mein Budget ist nach zehn Tagen Mumbai praktisch unberührt, ich kann es ohnehin für nichts anderes ausgeben als für meine Infrastruktur. Ich gebe mir noch einen Tag, dann ziehe ich in ein teureres Hotel, auch wenn ich dieses hier schon bezahlt habe und das Geld nicht wiedersehen werde. In eines mit funktionierendem Netz, wo einen die Housekeeping-Boys nicht schon morgens um halb acht aus dem Schlaf klopfen, wenn man vergessen hat, das Do Not Disturb-Schild rauszuhängen. In eines, in dem man nicht jede Rolle Klopapier extra ordern muss. Die Inder benutzen keins, sie finden Klopapier so eklig wie Küsse. Sie nehmen Wasser und die linke Hand; deshalb wird auch nur mit der rechten Hand gegessen. Was ich brav ebenfalls tue, denn es gehört sich hier so. Ich esse mit der Rechten, weil ihr euch mit der Linken den Hintern abwischt, verdammt. Also hört auf, mich immer zu verarschen.

Oder ich bleibe einfach. So schnell werdet ihr mich nicht klein kriegen.

34 Antworten to “Am Ende einer kurzen Nacht”

  1. Claudia L. Says:

    Liebe Meike,

    nachdem du dir nun einiges von der Seele geschrieben hast, hoffe ich, dass es dir besser geht. Gut das du bald Besuch bekommst. Ist doch gar nicht mehr lange hin :-) Toi, Toi Toi!

  2. Astrid Says:

    Liebe Meike,

    war der Spruch mit dem “Man ist erst dann ein echter Reisender, wenn man selbst Klopapier gekauft hat?” (oder so ähnlich) von Dir?

    Ich wünsch Dir, dass sich Indien Dir in den nächsten Wochen auch noch von anderer Seite präsentiert. Ausserhalb Mumbais.
    Ich war noch nie in Indien, aber Vieles klingt so wie ich es auf den Philippinen, in Indonesien und auch in Ägypten erlebte. Dickes Fell hilft ein bisschen und ein Zurseiteschieben jeglicher westlichen Erziehung.

    Gibt es eigentlich eine SZ Aufgabe für Mumbai?

    Und danke für den Link zu dem anderen Blog – gerade das Richtige für einen Freitagnachmittag, an dem ich eigentlich arbeiten sollte.

  3. Susanne Says:

    Ich geh dann mal ins Bad ! Klopapier aufhängen! Viel Spaß noch !

  4. Eva Maria Says:

    “So einfach werden sie mich nicht klein kriegen.”

    Hallo Meike, ich glaube niemand will Sie klein kriegen – es ist kein Krieg.
    So wie ich das lese, ist es einfach so.

    Gehen Sie in ein anderes Hotel, wozu wollen Sie sich zermürben. Behalten Sie einen klaren Kopf!
    Alles andere dient Ihnen nicht und auch nicht den Menschen dort.

    Mit Ihnen hat das Leben scheints was anderes vor – und danke, das wir daran teilhaben dürfen.

  5. Toni Says:

    Hört sich ganz schön anstrengend an. Auch wenns politisch nicht korrekt ist – an einem Ort wie Mumbai würde ich mir ein Hotel gönnen, in dem der Aufenthalt einfach erholsam ist. Schadet ja keinem.

  6. Detlef Guertler Says:

    Offensichtlich ist diese Reise dir das erste Mal wirklich unter die Haut gegangen. Das schaffen nicht viele, und die nicht oft.

  7. Nictom Says:

    Und ich habe schon gegrübelt, ob ich einfach letztes Jahr nur zu naiv an Indien geraten bin. Aber nun haben Sie tatsächlich selber diese “Kaltherzigkeit” in sich selbst entdeckt und verzweifeln leider auch hin und wieder an diesen blöden, nervigen Situationen… Es tut mir leid.
    Aber sie schaffen das schon.
    Ich weiß auch, dass so Inder immer in allem Ruhe bewahren und sie es nicht kennen oder verachten, wenn jemand “ausrastet”. Wie oft habe ich wutentbrannt einen Inder, sei es Kind, Frau oder Mann angeschrieen vor Wut. Leider bringt auch ignorieren nichts… Als ich einmal vor einem Geschäft im Schatten auf meinen Freund gewartet habe, dort auf einer Stufe saß, kam ein13-15 Jahre altes Mädchen vorbei, was mir irgendwelche Ketten mit bunten Perlen andrehen wollte. So ne Sonnenbrille ist da Goldwert… jedenfalls habe ich stur durch die Brille gerade aus geschaut und das Mädel versucht nicht zubeachten. Irgendwann hat sie mich dann mit einer Hand angestupst. Da habe ich sie nur noch angeschrieen: Don`t touch me!!! – das hat sie wohl erschreckt und sie war ziemlich durcheinander und wurde von ihrer hinter ihr herlaufenden Mutter eingesammelt. Jedenfalls hat sie nach dem Berühren nicht mit einer solchen Aktion von mir gerechnet…
    Naja, egal was man tut, es geschieht überall in Indien.
    Taximetergeschichten sowieso. Daher sind wir immer gerne mit den Bussen und Bahnen gereist, da es dort wenigstens Festpreise gibt… *seufts*
    Ich habe auch keine Ahnung, wie man am Ende damit fertig wird… Für ihr Internetproblem weiß ich leider auch keine Lösung. Ich wäre wohl eher trotzig und würde das auf ein Minimum beschränken, bzw. einfach in ein anderes öffentliches Internet-Cafe gehen. Dort schwankt zwar schon mal der Strom und alles geht aus, dürfte aber auch in dem Hotel geschehen. Denn in Indien fallen nun schon mal komplette Stadtteile ins Dunkel.

    Kopf hoch! Würde Ihnen gerne einen Tipp geben, wie sie Indien gelassener erleben können, aber das klappte bei mir auch nicht wirklich. Viell. gibts etwas Ruhe, wenn Sie auf die Elephanta-Island fahren, wenn dort Eintritt zuentrichten ist…

    LG
    Nictom
    nur zu gut an ihre Indienreise vor einem Jahr erinnert.
    Aber aufgeben gabs dann am Ende bei uns auch nicht.

  8. Anne Says:

    Nicht ganz so schlimm, aber ähnlich hab ich das auf einer Geschäftsreise in einem Hotel in Vietnam erlebt. Wir sind zwar nicht abgezockt worden, aber man wurde immer eifrig angelächelt, so richtig konstruktiv helfen wollte einem aber keiner.

    Als wir dann eine Bestätigung unserer Firma brauchten, damit die Kosten auf eine andere Kreditkarte gebucht werden konnten, sind Mails einfach nicht angekommen, niemand wusste von nichts und den einzigen Vorschlag, den man uns anbieten konnte, war die Kosten doch selber zu bezahlen. Irgendwann nahm die Rezeptionistin dann irgendwelche Zettel und verschwand. Nach 10 Minuten haben wir dann mal nachgefragt, ob sie jetzt wiederkommen würde, worauf uns gesagt wurde, wir bräuchten nicht zu warten.

    Letztlich hat sich alles geklärt, aber wenn man nicht wegen jeder Kleinigkeit nachhakt, tut sich eben auch nichts. Man meint, so eine antrainierte passive Hilflosigkeit zu spüren, die einem vermutlich gerade als Westler vollkommen fremd ist, und die einem dann doch irgendwann auf den Keks geht. Vielleicht ist das auch ein Problem unserer Kultur, aber ich hab mich schwer mit der Mentalität anfreunden können. (Ich muss aber dazu sagen, dass das nur bei den eher offiziellen Interaktionen der Fall war. Wir haben in unserer Firma viel mit Vietnamesen zusammen gearbeitet und das hat sich als extrem angenehme Zusammenarbeit entpuppt.)

  9. gabriele duenwald Says:

    ich kann für mich sagen, es geht nur mit humor, dann ist es grossartig. aber man hat nicht jeden tag humor, dann ist es das grauen. jeder, der indien überlebt hat sagt dir, entweder du liebst es, oder du hasst es. ich war zweimal da, halt durch!

  10. gabriele duenwald Says:

    ach, noch ein tipp, expat restaurants vermeiden, wenn ich krank geworden bin,dann immer nur in ‘schicken’ läden, an der strasse nie!

  11. Frau Rossi Says:

    Ich habe das damals “white monkey fees” genannt, wenn mich mal wieder Jemand über Gebühr abgezockt hat. Nach drei Monaten in Colombo habe ich mich selbst nicht mehr leiden können, mit meinem aggressiven “don`t touch me” in der Stimme und dem sturen Geradeausschauen. Natürlich wusste ich, wieviel Geld ich im Vergleich zu den Familien dort hatte und war bereit, von vornherein mehr zu bezahlen, es tat mir ja nicht wirklich weh. Weh tat aber die in Ihrem Post treffend beschriebene Verarsche und der damit verbundene Mangel an Respekt meiner Person gegenüber. Man isst mit der rechten Hand und bekommt die linke gereicht…

  12. Sibylle Says:

    Wahnsinnig anstrengend, dieses Mumbai! Ich kann nur erahnen wie Sie sich fühlen, liebe Meike, aber ich leide mit Ihnen. Diese Erfahrungen werden Sie noch stärker machen als Sie ohnehin schon sind und es kommen ganz bestimmt wieder glücklichere Zeiten!
    Es ist großartig Ihre Berichte zu lesen, auch die Kommentare sind z. T. höchst interessant, ich freue mich jeden Morgen auf so viel Lesestoff.

  13. Birgit Says:

    Hallo Meike,

    manchmal kann man einfach nicht mehr politisch korrekt und freundlich sein, besonders wenn man sich übers Ohr gehauen fühlt.
    Ich kann über Indien ja nur aus zweiter Hand mitreden, trotzdem fühle ich mit Ihnen.

  14. Ines Schramm Says:

    Liebe Meike

    super geschrieben, ich war die ganze zeit dabei , habe den kopfwackelnden inder beim laptop fummeln gesehen, die voguemodels schön rumstehen, den getriebenen herrn b beim stockenden erzählen gelauscht, die bettler haben mich mit genervt…

    nach jedem tief ein hoch, meine liebe
    ich mag die art wie du schreibst…einfach wunderbar
    keep on going
    grüße aus meinem paradies
    ines

  15. Marie Says:

    Wenn ich das lese, denke ich, dass diese Bewohner von Mumbai in ihrem eigenen persönlichen Überlebenskampf stehen und deshalb so distanzlos sind, das Ganze gepaart mit der Verachtung, die noch im Blut steckt aus der Kolonialisierung. Nützt Ihnen aber auch nichts. Aber in ein paar Tagen, wenn Sie aus der Stadt sind, können Sie hoffentlich wieder entspannter auf das Land schauen, ich wünsche es Ihnen.

  16. Sonja Says:

    Liebe Meike,

    vergessen Sie nicht, dass Sie nichts müssen..

    Sie dürfen eine Weltreise machen und wenn es ihnen an diesem Ort nicht gefällt oder er Sie zu negativ beeinflusst, reisen Sie bitte weiter zum nächsten!

    Machen Sie es sich nicht zu schwer, und wechseln Sie das Hotel damit Sie sich mit den “wichtigen, interessanten und schönen Dingen” beschäftigen können.

  17. Franziska Says:

    Liebe Meike,
    6 Wochen vor Aufbruch in unseren 2. Chinaaufenthalt war dieser ehrliche Bericht eine realistische, auf-den-Boden-holende Einstimmung fuer mich!
    Die Parallelwelt Expat/”locals” ist ja im Kopf kaum sortierbar….Sie schaffen es sogar, es auf den Punkt und aufs Papier zu bringen. Und das nach ein paar Tagen vorort.
    Redigieren Sie dann mein China-Buch fuer mich??? :)

    Manchmal muss man sich am Ende eines Tages einfach sagen: das war “one of those China-Days”……………….in Ihrem Falle “one of those Mumbai-Days”…

    Und dann wieder ein Erlebnis/eine Begegnung/ein Ort/Ausblick/Gespraech/….. welches einem ganz genau sagt: das ist etwas, was sich fuer immer in mein Hirn einbrennt, was ich mitnehmen kann: Braucht keinen Platz im Gepaeck, kann nicht kaputt- oder verloren gehen ud ich muss nichts anderes dafuer rausschmeissen (obwohl die “Festplatte” ja doch manchmal ueberlaeuft….da hilft nur ein Aufenthalt in einem ZEN-Kloster…)

    Schoen, dass Sie zwischen Mumbai und Shanghai noch den Monat Tokyo haben :)

    Alles Gute weiterhin in Mumbai.
    Ich bleibe dran an Ihnen :)

    Franziska

  18. nina Says:

    Es schmerzt nicht nur die Armen, dass sie nicht zu den Reichen gehören. Sondern manchmal eben (wie in deinem Fall) auch umgekehrt, dass es überhaupt diese Grenzen gibt. Ich finde es rührend, dass du sich an diese Erfahrung herangewagt hast, nicht wahrhaben wolltest und doch musstest – aber arbeite dich daran nicht kaputt! Du änderst die Welt sicher nicht durch eine Reise. Zitat von den Helden “Sprich mir nach: So ist es.”

    Und jetzt such dir einen Platz, an dem es dir besser geht und akzeptiere! Bitte :-)

  19. waldviertelleben Says:

    vor wirklich vielen jahren war ich einige male in indien. solange ich mit meinem freund unterwegs war, ging es noch. er flog einige tage früher zurück nach europa, ich war als frau allein. die taxifahrer machten was sie wollten, fuhren mich zu verwandten teppichhändlern etc. ich kam aus dem schimpfen gar nimmer heraus, es war so ermüdend, die restzeit verbrachte ich am hotelswimmingpool. dabei mag ich indien und habe viel davon gesehen. aber als frau alleine – schon sehr stressig und ermüdend.
    ich wünsche ihnen weiterhin eine gute reise – wohin auch immer. und danke für die fabelhaften berichte.
    liebe grüße in die ferne
    ingrid

  20. Beate Says:

    … ganz schön stressig. Sie Arme.
    Aber vielleicht sollten Sie nächsten Monat nicht nach Tokyo.
    Da ist es sicher momentan auch nicht lustig.
    Liebe Grüße aus Bayern!

  21. Manu Says:

    Hm, erinnert mich irgendwie ein bisschen an Moskau, wenn auch dort das Elend und die Bettelei nicht so allgegenwärtig sind.

    Liebe Meike, weil hier jemand nach einer SZ-Aufgabe für Mumbai fragte und die Elephant Island immer wieder erwähnt wird – darf ich Sie um etwas bitten? Gibt es eine E-Mail-Adresse, oder würden Sie mir notfalls kurz eine Mail an die hinterlegte Adresse schicken?

  22. Niels Says:

    Endlich ein wirklich mutiger und ungeschminkter Beitrag ueber Ihre Seelenverfassung. Herzlichen Dank dafuer! Es scheint bei Ihnen etwas in’s Rutschen zu kommen und es ist schoen, daran ein ganz klein wenig teilhaben zu duerfen. Die Welt besteht halt doch aus mehr als aus hippen Bars, Restaurants, Menschen mit interessanten Berufen/Berufungen, Klamotten und Flohmaerkten… Ich wuerde mir wuenschen, Sie wuerden auch zukuenftig mehr ueber die eher abgewandten Seiten des Lebens bzw. die Schwierigkeiten und Nervereien im taeglichen Lebenskampf recherchieren und schreiben, auch wenn ich weiss, dass Sie 1 Jahr Urlaub haben und zu nichts verpflichtet sind. Ich stelle mir das auf jedenfall oftmals spannender, atemberaubender, aber auch weitaus erfuellender vor…

  23. Barbara Says:

    Es gibt diese schlechten Tage – mir kommt das alles sehr bekannt vor. Zwar auch eher mit China (in Indien war ich zu kurz) oder Indonesien, aber doch sehr vergleichbar.

    An solchen schlechten Tagen ist es schön, wenn man sich einen gewissen Luxus leisten kann (gutes Hotel o.ä.), an den normalen Tagen erfreue ich mich an den Unterschieden, nehme es mit Humor und ändere, was ich kann und lasse das, was ich nicht ändern kann so sein wie es ist.

    Weiter gute Nerven! Ach ja, Shanghai ist inzwischen moderater, das ist ja nicht wirklich China.

  24. Marie Says:

    Die “abgewandten Seiten des Lebens”, die Herausforderungen kommen ja sowieso, ob in Deutschland oder anderswo, es gibt kein Leben ohne Brüche und schlimme Erfahrungen und Tragödien. Da muss man auch gar nicht suchen danach, die Tragödien und nicht wohlmeinenden Menschen finden einen schon selber.

    Und Frau Winnemuth macht ja keinen Urlaub, sie reist.

  25. Franka Says:

    - zu nichts verpflichtet
    - hat keinerlei Erwartungen zu erfüllen
    - schreibt was sie will – wo sie will – wie sie will

    Frau Winnemuth – Ihr Name ist Programm.

    Beste Grüße!
    Franka

  26. Bea Says:

    Oh wie ich das kenne. Diese hilflose Wut, die aufsteigt und sich im Körper ausbreitet, dazu diese Sprachlosigkeit, denn wirklich mitteilen kann man sich nicht, nicht erklären, fragen, diskutieren. Nur ohnmächtig mit sich machen lassen und über sich ergehen lassen. Aber es ist nicht persönlich gemeint, es ist einfach nur so. Und eine etwas ‘luxurioesere’ Umgebung hilft, ein Rueckzugsort der angenehm ist, tut gut. Und ist nich ‘kleingekriegt’ sein.

  27. Lorena Says:

    Hallo Meike,

    laut deiner Planung steht Tokio für April auf deinem Programm.
    Willst du da jetzt wirklich noch hinfahren. Nach dem Erdbeben?
    Viele Grüße
    Lorena

  28. Niels Says:

    Lassen Sie sich nicht kirre machen. Japan und speziell Tokio ist hochmodern, gerade und auch was den Erdbebenschutz anbelangt, auch nach diesem unglaublichen Beben. In Tokio ist nach meinen Informationen (auch von Leuten vor Ort) unglaublichwerweise nicht wirklich etwas passiert, das Leben in Tokio wird sehr schnell zur Normalitaet uebergehen. Anders natuerlich in den unmittelbar betroffenen Gebieten im Nordosten. Bei einem Erdbeben dieser Groesse kann man nirgends so sicher sein wie in Japan bzw. Tokio. Fahren Sie nach Tokio und sie werden begeistert sein von dieser bis zur Albernheit hochmodernen Stadt, die gleichzeitig so tief eingebettet ist in die japanischen Traditionen.

  29. Gisela Says:

    Einen erholsamen Schlaf nach all diesem inneren und äußeren Stress wünsche ich von Herzen!!! Das Beste aus allem machen – es klingt so einfach und könnte dennoch passen. Auf jeden Fall nicht über Unsinniges ärgern!!** Ich leide mit, auch wenn ich nur “mitreise”. So hautnah habe ich das Leben in Indien noch nicht “erfahren”. Vielleicht ist es hilfreich und tröstlich, dass viele LeserInnen in der Ferne in Gedanken mitreisen, mittragen und sich dann mitfreuen, wenn es – aus Deiner Sicht – wieder schöner wird… Behalte Deine Unerschrockenheit!
    Lieben Gruß, Gisela

    ** Ach ja, es gibt doch diesen weisen Spruch mit den drei Wahlmöglichkeiten, das Wichtige / Sinnvolle vom Unwichtigen zu unterscheiden und dabei die rechte Auswahl zu treffen. Das wünsch ich Dir. – Ich kann es im Moment nicht präzieser ausdrücken, aber vielleicht weißt Du, was ich meine.

  30. Cora Kirsch Says:

    Liebe Meike Winnemuth.
    Ich lese Ihre Sachen schon seit Amica-Tagen (habe gar das letztjährige Wegwerf-Projekt “und tschüß” nachgemacht, große Befreiung, besten Dank) und wollte immer schon mal – - – na, Sie wissen schon. Dass es jetzt ausgerechnet etwas so Dümmliches werden würde wie das Folgende, war natürlich nicht abzusehen. Aber ich muss es fragen.
    Ich lausche inzwischen seit circa 15 Jahren den Indien-Erfahrungen der charakterlich unterschiedlichsten Menschen (ein guter Freundeskreis globetrottet offenbar einfach). Und alle, alle, alle haben Indien gehasst, wenn auch nur zeitweise, dafür aber leidenschaftlich. Deshalb hier die große Preisfrage: Warum reisen (immer noch) Menschen nach Indien? (Und da Sie nicht für alle sprechen können: Warum sind Sie noch mal da und nicht, sagen wir, in der funktionierenden Stadt New York?)

    Zivilisierte Grüße aus dem jetzt wieder geräuscharmen Köln,
    Cora

  31. Corina Says:

    Hallo Meike,
    lass den Kopf nicht hängen! Ich kann das gut nachvollziehen, aber lass Dich von diesen fiesen Kleinganoven nicht unterkriegen!
    Don’t worry, be happy!
    Danke für Deine tollen Berichte und Erfahrungen, die Du mit uns teilst!

  32. meike Says:

    @Cora: Ich bin aus Neugierde hier, wie vermutlich die meisten Ihrer Freunde. Mich interessierte ein Land, in dem immerhin jeder fünfte Erdbewohner lebt. Und mich interessierte die extremste Stadt darin. New York kenne ich gut, ich habe da auch schon mal gelebt. Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, Neues kennenzulernen.

  33. nelly fleckhaus Says:

    So viele Kommentare!

    In Kerala, wo wir letztes Jahr zu Gast bei einem Deutschen waren, mussten wir unser benutztes Klopapier selbst im Garten verbrennen. Eine merkwürdige Erfahrung, die mir die Tränen in die Augen getrieben hat. Als ich mein Müsli nicht essen, sondern wegtun wollte, weil es abartig schmeckte, hat unser Gastgeber einen Riesenaufstand gemacht à la: Die armen Kinder/Hausangestellten in Indien. Auch die Müslireste musste ich heimlich im Garten entsorgen. Die Köchin sollte es nicht sehen.

    Je mehr wir von dir über Mumbai lesen, desto sicherer werden wir, dass wir noch lange einen großen Bogen um Dehli, Mumbai, Colcata und jede andere indische Moloch-Stadt machen werden.

    Fort Cochi und Trivandrum in Kerala sind angenehm.

    Nelly Fleckhaus

  34. ulrike Says:

    habe im letzten jahr sehr viele bücher über indien und von indischen schriftstellern (empfehlenswert: das gleichgewicht der welt – der beste roman, den ich je gelesen habe) verschlungen, weil mich das land wirklich fasziniert ohne leider jemals dort gewesen zu sein. ich kann mir gut vorstellen, daß die indische mentalität und besonders der moloch mumbai ein kulturschock nach sydney und buenos aires für sie sein müssen.