Die Kunst des Bettelns

Betteln weltweit – und das gilt genau so für Rumäninnen in der Hamburger Innenstadt – ist in der Regel organisiert. Wie organisiert es in Mumbai ist, wusste ich aber selbst nicht. Bis zu einem Artikel, den ich heute gelesen habe: Darin ging es vor allem um die Praxis, dass zum Betteln ausgebildete Frauen Babys von den ärmsten Einwanderern aus dem Südosten mieten, um mehr Mitleid zu erregen. Ein drei Monate altes Baby kriegt man für 100 Rupien pro Tag, etwa 1,60 Euro, ein einjähriges Kind für 50, ein dreijähriges für 30 Rupien. Hier noch ein etwas älterer Artikel darüber, wie ein junges Ehepaar herausfand, dass ihre Nanny das ihr anvertraute Baby tagsüber ebenfalls zum Betteln vermietet hat. Dem Kind waren Sedativa verabreicht worden.

6 Antworten to “Die Kunst des Bettelns”

  1. Franka Says:

    So aus der Ferne betrachtet kann ich mich mit Mumbai nicht besonders anfreunden.

    Ich glaube ich bräuchte auch ein Sedativum.

    Und eine dreizehnte Stadt für den Rest des Monats.

    Noch viele schöne Momente in Mumbai!
    Franka

  2. Nictom Says:

    Dazu fällt mir ehrlich gesagt nicht mehr viel ein.
    Erschreckend, so dass ich ehrlich gesagt glaube, dass auch einige der Bettler sich selber verstümmelt haben, um entsprechendes Mitleid zu erhaschen um höhere Einnahmen zu erzielen.
    Wieviele Behinderte Menschen mir in Indien begegnet sind, weiß ich schon gar nicht mehr. Irgendwann versucht man diese Szenen hinter sich zu lassen und auszublenden.
    So gut es eben geht.

    LG
    Nictom
    damals von sich selbst erschrocken, wie schnell ich mein Mitleid hinten angestellt habe und am Ende nur noch sauer auf solche Betteleien oder auch Händler reagiert habe…

  3. karin Says:

    als ich vor ca.25 jahren in mumbai war, hat man die kinder auch verkrüppelt, das gab mehr geld.
    sehr zu empfehlen zum thema der roman: “das gleichgewicht der welt” von Rohinton Mistry.
    wenn man es liest, ohne in mumbai gewesen zu sein, denkt man, das kann doch nicht wahr sein.

  4. Regina Says:

    Mein Mann erzählte mir von einer Taxifahrt bei seinem ersten geschäftlichen Mumbai-Besuch. Er wollte einer bettelnden Frau mit Baby auf dem Arm etwas Geld geben, wurde aber vom Taxifahrer zurückgehalten mit der Bemerkung “Das Kind ist ist schon längst tot”. Bei Rückfrage wurde ihm erklärt, dass Frauen teilweise Kinder aus den Slums oder dem Umland holen und sie so lange zum Betteln einsetzen, bis sie gestorben sind. Wenn’s dann gar nicht mehr anders geht, wird “Nachschub” besorgt.

    Ohne Worte.

    Dir, liebe Meike, trotzdem eine gute Zeit in Mumbai. Manchmal muss man auch Dinge ausblenden, wenn man sie nicht ändern, sie aber auch nicht wirklich ertragen kann.

    LG
    Regina

  5. meike Says:

    Nachtrag: ein Beitrag aus der heutigen New York Times zum Thema.

  6. Fabienne Says:

    Schlimm! Da kann man sich Franka nur anschließen.