Unter die Räder geraten
37 Prozent der Kopenhagener fahren mit dem Fahrrad zur Arbeit, die Stadtverwaltung will diese Zahl bis 2015 auf 50 Prozent erhöhen und baut dafür 26 Fahrrad-Superhighways, vor allem in den Vorstädten. Schon jetzt hat die Stadt eines der besten Radnetze der Welt – und einige Albernheiten, mit denen Radler bepuschelt werden: Fußbänkchen an großen Kreuzungen, so dass man nicht mehr absteigen muss, und geneigte Mülleimer, in die man seinen Müll quasi im Vorbeifahren entsorgen kann.
Das Programm, Kopenhagen zur Weltfahrradhauptstadt zu machen, ist so erfolgreich, dass sich jetzt neue Probleme ergeben: wo parkt man die Dinger? Rund um die großen S-Bahnstationen wie Nørreport stapeln sich die Räder, Ständer werden bereits doppelstöckig gebaut, sogenannte Fahrrad-Butler versuchen, halbwegs für Ordnung zu sorgen, und die Verwaltung denkt über Knöllchen für wildgeparkte Räder nach: Offenkundige Schrotträder könnten einkassiert und erst gegen Zahlung wieder freigegeben werden. Noch gibt es keine Meldepflicht für Räder, aber kürzlich hat ein Ingenieur den Prototyp einer Parkscheibe für Fahrräder vorgestellt: Man müsste den Tag eingeben, an dem man sein Rad abstellt, und das mit einem Schlüssel sichern. Wenn das Datum länger als 30 Tage zurück liegt, dürfte die Polizei das Rad entfernen. Kaum vorstellbar, dass das durchgesetzt wird, aber irgendwas Schlaues müssen sie sich bald einfallen lassen – die Fahrradpolitik ist einfach zu erfolgreich.
August 30th, 2011 at 18:59
Der Job von den von Ihnen genannte “Fahrrad-Butlern” wird an japanischen Bahnhöfen, an denen die Pendler vom Rad in die Bahn umsteigen, von Rentnern übernommen. Die haben dann eine Aufgabe und können sich ihre Rente, die in Japan ja nicht so üppig ausfällt, aufbessern. Funktioniert sehr gut!
August 30th, 2011 at 19:08
kopenhagen oder amsterdam, welche wird für fahrradhauptstadt? fest steht jedenfalls: nirgends fährt man so gut fahrrad wie dort – parkplatzsuche hin oder her.
August 30th, 2011 at 21:14
und ich dachte immer, Münster sei DIE Fahrradstadt schlechthin.
August 31st, 2011 at 06:08
Fahrradbänkchen für die Füße an roten Ampeln und Mülleimer die geneigt sind? Herrlich! Von sowas kann man selbst in München nur träumen, und das obwohl München Radlhauptstadt 2012 sein will und eigentlich auch ganz schöne Radwege zu bieten hat (im Vergleich zu anderen Großstädten)
Ich weiß jetzt: ich will in Kopenhagen Fahrrad fahren, nur um Müll wegzuschmeißen
August 31st, 2011 at 07:43
Würden doch alle ihre stinkenden Autos wegschmeissen und aufs Radel umsteigen – wie schön wäre die Welt. Auf einen Schlag! Eine Ausnahme könnte man machen für ein paar richtig schöne Limousinen mit Samtsitzen – der Rest: bäh, weg damit. Und her mit den Rädern.
August 31st, 2011 at 07:48
… und genau da sieht man einen deutlichen Unterschied zwischen Kopenhagen und norddeutschen Städten. Ich war das erste Mal in Kopenhagen hin und weg von der Konsequenz, mit der dort das Fahrrad als perfektes Verkehrsmittel für die Großstadt gefördert wird. Und hinterher wie vor den Kopf geschlagen, zu sehen, dass hier in Hamburg immer noch vom PKW als Regelfall ausgegangen wird, dem sich ÖPNV, Fahrradfahrer und Fußgänger unterzuordnen haben. Kleine Problemchen wie die Suche nach Fahrradparkplätzen würde ich gerne in Kauf nehmen, wäre das Fahrrad in Deutschland so akzeptiert wie in Kopenhagen.
August 31st, 2011 at 08:31
… ich hier in Wien wäre schon froh, mich unbelästigt auf den Straßen bewegen zu können – auch hier wird vor allem rund um den Komfort des Autofahrers geplant. Sehr ärgerlich. Aber schön zu lesen, dass es anderswo wirklich funktioniert – und noch dazu in einer Stadt, die klimatisch nicht immer nur Sommer zu bieten hat!
August 31st, 2011 at 08:42
@Elisabeth: aber dafür wenig Steigungen!
August 31st, 2011 at 08:45
Naja in Wien gibt es schon schöne Radstrecken, ich fahr selber oft. Hab aber auch oft schon die Rücksichtslosigkeit der Radler”kollegen” zu spüren bekommen, und gerade am Ring, riskiert man als Fußgänger schon auch mal, von Fahrradfahrern umgeradelt zu werden, die die Vorfahrt für sich gepachtet zu haben scheinen.
August 31st, 2011 at 09:10
@retro: Ich weiß, dass hier nicht der Ort ist, den alten Streit zwischen angeblichen Ramboradlern und angeblich friedlichen Fußgängern neu aufzulegen, daher nur kurz: Die Fußgänger, die großäugig auf dem mickrigen Radweg rumstehen, die gehören meiner Meinung nach durchaus umgeradelt. Beziehungsweise, nein, eigentlich gehören die Stadtplaner umgeradelt, die den Radweg kaum unterscheidbar vom Fußweg designt haben, so dass die armen, womöglich nicht mal ortskundigen Fußgänger gar nicht merken, dass sie gerade einen Fehler machen. Aber, leider, die, die es eigentlich treffen sollte, erwischt man nicht.
August 31st, 2011 at 12:09
@Zahnwart: Wie sympathisch! Natürlich sind die dämlichen Fußgänger schuld und die noch dämlicheren Stadtplaner, die leider, leider die Verkehrsfläche für die Radfahrer nicht so konzipieren, dass diese überhaupt keine Rücksicht mehr zu nehmen brauchen. Rücksicht im Straßenverkehr, wer braucht das schon. Bremsen – total überbewertet. Wenn denmächst mal wieder ein Tourist aus einem Land ohne Fahrradwege und ohne Fahrradwegbewusstsein verträumt in Deinem Weg steht, schrei ihn ruhig mal so richtig an, schei.. ihn zusammen, er hat es wirklich nicht besser verdient. Falls Du mal einen Stadtplaner “erwischen” willst, halte ich es für einen gute Idee, einfach mal vor dem Stadtplanungsamt zu lauern, dort sollen sich angeblich welche aufhalten.
August 31st, 2011 at 16:05
Hier in Tübingen kostet das Radeln in der Fußgängerzone 10€ Bußgeld. Scheint sich für die Stadt zu lohnen. Naja, Auto abstellen ohne Parkschein ist noch um einiges teurer. Und es gibt mindestens eine Ampel mit einem Handgriff am Ampelmast, damit man nicht absteigen muss. Nett.
Dass der umstrittene grüne Oberbürgermeister mit seiner Autofrei-Politik eines Tages vor einem Fahrradproblem stehen wird, das sieht hier noch keiner. Vielleicht sollte er mal in Kopenhagen Urlaub machen.
Leider sind die wenigsten Städte so fahrradfreundlich. Sollten sie aber sein, denn Fahrradfahren ist gesund für Mensch und Umwelt und den Geldbeutel.
August 31st, 2011 at 18:59
@elisabeth und @retro: Wir sind letztes Jahr von Passau nach Wien geradelt (klassische Tour , Donauradweg) und waren total begeistert von Wien als Radlerstadt. Mit dem Rad über die Donauinsel und durch den Prater, auf einem Radweg bis vors Hotel roomz! Und vor allem die Radwege auf dem Brücken mit extra Ebenen für Radfahrer und gewendelten Auffahrten auf die Brücke. Hab ich bisher nur in Wien gesehen!
September 4th, 2011 at 13:34
In Stockholm haben wir eine öffentliche “Fahrradaufpumpstation” gesehen, fand ich super. Aber das gibt es in Kopenhagen sicher auch, oder?
September 12th, 2011 at 16:37
das finde ich einfach nur klasse. hoch lebe das Rad!