Wie gemalt

Im letzten Herbst kontaktierte mich eine Berliner Malerin, Martina Minette Dreier. Sie würde mich gern malen, nur so, ihr gefielen meine Texte, ob ich vielleicht irgendwann nach Berlin kommen könne? Fantastisch. Man muss nur meine Eitelkeit kitzeln, und schon bin ich zur Stelle. Was mich darüber hinaus gereizt hat: Es gab keine vorgegebene Idee für das Porträt, ich könnte auch gern anziehen, was ich wollte.

Wie ist es nun also zu diesem Bild gekommen, auf dem ich ein violettes Stoffnilpferd über der Schulter trage? Wir haben einfach nur gespielt. Ich kam mit meiner Seemannsmütze, die wollte ich gern auf dem Bild tragen, weil ich ja bald auf große Fahrt gehen würde. Martina skizzierte mich erst in verschiedenen Positionen – sitzend, stehend, über eine imaginäre Reling gebeugt – und hängte mir irgendwann das Nilpferd über die Schulter. Ein bisschen Nerzstola, ein bisschen Seesack. Die Absurdität gefiel mir sofort, auch wenn das Vieh natürlich irgendwann tonnenschwer wurde. Mir fiel dazu Samuel Taylor Coleridges Gedicht „The Rime of the Ancient Mariner“ ein, in dem einem Seemann ein toter Albatross umgehängt wurde als Zeichen der Sünde, und so kam es zum Titel des Bildes, „A glittering eye“, ein Zitat aus dem Gedicht („He holds him with his glittering eye“). Ich mag es sehr – und noch viel mehr, dass es gerade jetzt fertig geworden ist, wo ich mich in einer so großen (kleinen) Seefahrerstadt befinde.

22 Antworten to “Wie gemalt”

  1. June Says:

    Sieht die zwar nicht wirklich ähnlich, aber sieht toll aus!

  2. Anne Says:

    Das Nilpferd ist super. Der Rest vom Bild auch. Großartig.

  3. Ulrike Says:

    Einfach großartig… Das hat sie super hinbekommen – schöne Komposition ;-)

  4. Silke Says:

    Ach, Meike, letztes Jahr im Herbst und Sie konnten anziehen, was Sie wollten!? Und da sind Sie fluggs Dem kleinen Blauen abtrünnig geworden? Oder verbirgt es sich etwa unter Shirt und Hose? – Ach, was, das Bild ist klasse geworden!

    Ich liebe Ihre Reiseberichte! Es ist als würde ich Monat für Monat in jede Stadt ein wenig mitreisen. Vielen Dank, dass Sie mich und alle anderen begeisterten Leser an Ihrem Jahr teilhaben lassen.

  5. meike Says:

    @Silke: Das Modellstehen fand am 18. und 19. November statt, eine gute Woche nach dem Ende des Kleinen Blauen. Wobei ich ja auch auf dem Bild nicht ohne klein und blau konnte.

  6. Minette Says:

    Ich male Bilder zum Thema “Sehnsucht”, und Meikes Texte kannte ich aus diversen Frauenzeitschriften, wo das ja irgendwie Arbeitsgrundlage ist. Wie begeistert ich dann war, als ich von dieser anderen großen Sehnsucht, dem Reisen, hörte! Und wieviel Spaß es gemacht hat, mit Meike zu arbeiten! Stimmt schon: wir haben einfach nur gespielt.

  7. Uschi aus Aachen Says:

    Die Bildkomposition ist klasse, die Haltung getroffen auf den Punkt – und das Gesicht tatsächlich nicht ganz Sie… Aber auch hübsch! :-)

  8. Uschi aus Aachen Says:

    Man kann hier ja leider nix korrigieren, jedenfalls finde ich Sehnsucht eine superschöne Überschrift und Thematik…

  9. MonikaZH Says:

    @Meike: also wenn Sie das Nilpferd auf dem Bild als “klein” bezeichnen (und das Tshirt als “blau”) – und so interpretiere ich Ihren Kommentar – sind Sie gerade beinahe schuld dass mein Laptop ertränkt worden wäre. (jaja, das kleine blaue ist die Mütze, aber der erste Gedanke ging halt in ‘ne andere Richtung ;-)

  10. Emmily Says:

    Also das Nilpferd moechte ich nicht mal geschenkt haben
    Sofort in die Rubrik. Und tschüss weitergebe

  11. Nikkie Says:

    Also ich finde es großartig, sowohl Bild als auch Nilpferd. Protrait mit verträumtem Blick vor Landschaft oder mit Ohrring oder ohne Ohr oder weiß-der-Geier-womit kann ja jeder. Portrait mit Nilpferd hingegen…das hat was. Sehnsucht nach dem ganz Eigenen eben :-)

  12. Almuth Says:

    …..ein wirklich tolles Bild. Hatte gleich die Assoziation von Ferne und etwas Fremden (der Baum), aber auch die Idee eines “Durchbruchs”, denn es könnte ja ein durchbrochener Zaun sein…..
    passt sehr gut zu Ihnen, finde ich. Auch das Nilpferd!

  13. Emmily Says:

    Ps sorry
    Hier die Erklaerung
    Eine Verwandte hat in ihrer Kl. Wohnung so cac 55 ooo Plüschtiere….

  14. Silke Says:

    Klar, Meike – habe ganz vergessen, dass “Das kleine Blaue” im November beendet war. Dann habe ich Sie ganz zu Unrecht der Untreue verdächtigt ;-) .

  15. Emmily Says:

    Das kleine Blaue wurde doch zum grossen Türkisen.
    Fällt doch noch in die blaue Reihe

    Blaubeeren, Heidelbeeren, Trauben,

  16. Anne Siegel Says:

    Mensch Meike,
    wunderbar siehst Du aus auf dem Bild. Was kann denn herrlicher sein, als zu spielen?

    Nachdem wir uns ja nun in San Francisco in “echt und 3D” kennenlernten, kann ich nur sagen:
    die Malerin hat eine Grundenergie und Deinen persönlichen Ausdruck FANTASTISCH getroffen.
    Fotos sind ja immer so eindimensional, von wegen “sieht ja gar nicht aus wie Du”-Kommentare.

    Well done- ein großes Lob an Minette- das ist Kunst, wenn man die Person angesichts des Bildes fühlen kann.
    mit Sommergrüßen ins herrliche Dänemark!

  17. meike Says:

    Danke, Anne. Ich erkenne mich darauf auch absolut wieder. Es ist eben keine Grinsebacken-Momentaufnahme wie ein Foto, sondern eine Beobachtung über zwei Tage, die auch nicht an meiner Grundmelancholie vorbeigeguckt hat.

  18. saxana Says:

    Bin Anne Siegels Meinung. Ich erkannte Sie sofort. Man sieht auch, dass Sie im Begriff sind zu verreisen. Symbolisch wirkt das Tier auf der Schulter wie ein gepackter Rucksack.

  19. Kristiane Says:

    Ausdrucksstarkes Bild, auf dem man auch mal eine andere Seite von Ihnen sieht.

  20. Franziska Says:

    Wow!
    Wie groß ist das Bild?
    Wo ist es jetzt?
    Wo kommt es hin?

    (Schönes Titelbild für’s Buch :) …..)

    Grüssle,
    Franziska

  21. Orangerie Says:

    hallo Meike,

    mich erinnert die Haltung und die Armmuskeln an den David von Michelangelo…

    Weiter gute Reise wünscht ihnen Orangerie.

  22. Anja L. Says:

    Hihi. Meike als Davida, die ein Nilpferd in ihre Steinschleuder packt und heroisch ihren Feinden entgegenwirft…..ob die Malerin das wohl im Sinn hatte?