Feiertag

Es war neblig heute morgen, richtig dicke Suppe über der Bucht. Es fühlte sich wieder mal wie ein „Uuuund Action!“-Moment an, so als ob die Tourismusbehörde die große Nebelmaschine angeschmissen hatte. Denn heute ist Australia Day, der Nationalfeiertag, und er sollte am frühen Morgen mit einer Aborigine-Zeremonie im Botanischen Garten beginnen. Das Woggan-ma-gule schildert den Schöpfungsmythos des Yuin-Stammes, die Geburt von Mann und Frau aus einem Felsen und die Entstehung von Himmel und Erde. Der Nebel als Background über der Bucht kam da gerade recht.
Mir sind solche Folkloreveranstaltungen in der Regel unangenehm: Menschen, die sich für Touristen in Windeln werfen und mit Schlamm beschmieren, um hinterher nach Hause zu ihrer Mikrowelle zu fahren – nicht mein Ding. Hinzu kommt, dass dieser ganzen Veranstaltung etwas Feigenblattartiges anhaftete. Australia Day feiert die Landung der First Fleet am 26. Januar 1788, einer Flotte von elf britischen Schiffen mit 756 Strafgefangenen, die hier siedeln sollten – aber eben nicht in einem Niemannsland. Die Aborigines nennen den Tag deshalb Invasion Day. Dafür dürfen sie heute ein bisschen durch die Gegend hüpfen, bevor sich die Sydneysider dann erleichtert ihren Barbecues und Picknicks zuwenden. Also dem eigentlichen Sinn des Australia Day.

So dachte ich mir das jedenfalls. Und war dann überrascht, wie entspannt und unpeinlich das Ganze war. Der Stammesälteste, Uncle Max Dulumunmun Harrison, brachte alle Zuschauer dazu, erst mal aufzustehen und sich in Richtung Osten zu wenden, um der Sonne Respekt zu zollen. Sehr schön. Die Gesänge und Tänze – okay. Wie Tänze halt so sind. Aber als dann hinterher alle herumstanden, ihre Babys im Arm, und mit ihren Freunden plauderten, das war sehr rührend. Sehr selbstverständlich. Wenig vergangenheitsselig, sondern ganz und gar gegenwärtig.

5 Antworten to “Feiertag”

  1. Gisela Says:

    Toll, auf ein Zusammentreffen mit den Aborigines hatte ich schon gewartet. Habe schon einiges über sie gelesen und gesehen…wie hieß der Film noch??? Ins Landesinnere führt Dich Deine Reise ja eher nicht. Aber was soll man in 31 Tagen auch alles sehen, erleben, verarbeiten? Das folgt dann beim nächsten Mal… Aus dem kalten,grauen Hamburg grüßt Gisela.

  2. petra Says:

    @Gisela “A Long Walk Home”?????

  3. Hollow Skai Says:

    „Niemannsland” ist ja ein schöner Schreibfehler …

  4. Sibylle Says:

    Endlich, die Aborigines…… Invasion Day, so sehe ich das auch. Schön, dass es in Sydney entspannt war, das ist es wohl nicht überall im Land wenn es um die Ur-Einwohner geht.
    Genießen Sie die letzten Tage, Meike!

  5. meike Says:

    @Hollow: Nimm-man-’s-Land.