Matkot Madness

Ich gehe da also durch Neve Tzedek, den ältesten Teil von Tel Aviv, und gucke und fotografiere und entdecke in der Shabazi Street dieses Haus. Sind das… Matkot-Schläger da ums Fenster herum? Tatsächlich. Ein kleiner alter Mann greift mich plötzlich von hinten am Arm: „That’s my apartment! Would you like to see it? Come with me!“ Klare Sache: Hinter ihm her, Treppe hoch, rein in die Wohnung. Und dort das, in allen Räumen:

Amnon Nisim, 67, liebt Matkot, das israelische Strandtennis. Kann man sehen, glaube ich. Er spielt seit 60 Jahren jeden Tag morgens um sechs vor dem Gordon-Strand, „nicht am Strand selbst, der Sand macht einen zu langsam. Auf dem Pflaster davor.“ Vor dreißig Jahren hat er angefangen, seine Wohnung zu einem Matkot-Museum zu machen. Schläger aus Glas und aus Marmor, gehäkelte Schläger und Schläger als Puzzle, Trophäen, Fotos, T-Shirts, ein zweieinhalb Meter langer Tisch in Form eines Matkot-Schlägers – die Wohnung ist der Wahnsinn. Viele Exponate haben Künstler speziell für ihn gemacht. Amnon legt mir zu Ehren („Sie sind deutsch?“) eine CD von Caterina Valente auf und singt mit, holt Süßes aus dem Kühlschrank und zeigt mir seine Plattensammlung. „Elvis!“ Hinreißender Typ, hellwach und topfit.

20 Antworten to “Matkot Madness”

  1. Julia Says:

    ist sein Bett auch so ein Schlaeger? Und schlaeft er dann mit dem Kopf am breiten oder am schmalen Ende? *gruebel*

  2. gab Says:

    liebe meike, du musst eine ganz besondere austrahlung haben, dass du immer wieder auf diese menschen triffst, und diese besonderen menschen auf dich. deine seite entwickelt sich über die monate zu einer art sammelalbum (wie ein herbarium) für seltene exemplare, toll!
    liebe grüße
    gabriele

  3. jule Says:

    Was für ein bemerkenswerter Besonderling. :-)

  4. Christine Wessolleck Says:

    Das ist ja toll! Ich bin begeistert von Ihrer Reise. Habe den Artikel im SZ-Magazin mit Freude gelesen und an meine Töchter weiter empfohlen…((:

  5. Kristiane Says:

    Hier hat jemand offensichtlich das Thema seines Lebens gefunden. Und zieht die Sache konsequent durch.

  6. meike Says:

    @Julia: Nein, das ist bislang noch rechteckig. Aber von Matkot-Schlägern gesäumt, versteht sich.
    @gab: Die Israelis stehen auf groß und blond, das hilft.
    @Jule: Besonderling ist ein wunderbarer Ausdruck, danke dafür.

  7. isabo Says:

    Habt Ihr noch zusammen Matkot gespielt? Oder hast Du überhaupt? Und kannst Du bitte noch zweidrei Monate in Israel bleiben, das war jetzt (für mich) das Allertollste und macht so ein Fernwehziehen im Bauch. Ich würde Dich dann allerdings wahrscheinlich besuchen kommen, weil es sonst ja gar nicht mehr auszuhalten wäre.

  8. jochen Says:

    hass aber auch ‘n schlach bei den kerlen!

  9. Penelope Says:

    Boah! *-*

  10. jule Says:

    @meike: “Besonderling” ist inspiriert von den Geschichten rund um die “Katze mit Hut”, in deren Wohngemeinschaft im Haus von Direktor Maulwisch in der Backpflaumenallee in Stackeln an der Kruke sich lauter Sonderlinge einfinden. U.a. laufen der Katze Zappergeck und Puddingbrumsel zu – und der lichtscheue Hundertfuß, der (ausschließlich kaputte) Glühbirnen sammelt.
    Sonderling fand ich schon als Kind nicht positiv genug, daher die Kreation mit Präfix “Be-”.
    (Ich bin aber sicher nicht die einzige Person, die sich dieser Wortschöpfung rühmen kann ;-) .)

    (“Katze mit Hut” kann ich als Lektüre nur empfehlen, und das nicht nur Lesern mit Kindern. Die Autoren der insgesamt 15 Geschichten sind Desi und Simon Ruge. Am besten über ZVAB eine Ausgabe mit den Zeichnungen ausfindig machen, die Ausgaben mit den Fotos aus der Augsburger Puppenkiste finde ich längst nicht so schön.)

  11. pummi Says:

    …haha, den kenn ich! Der geht glaub ich täglich am Strand lang und lädt vornehmlich allein liegende Damen zum Spiel mit ihm ein….leider hab ich ihn nicht verstanden, aber er war total nett. Er hatte immer ne blaue Bermuda an und ein ebenso blaues Basecap…

  12. pummi Says:

    …schön, daß Sie sich Neve Zedek noch angesehen haben…

  13. nico Says:

    @jule
    ich liiiiieeeebe die katze mit hut..und wußte nicht, dass es bücher gibt.. lieben dank..für den tip

    habe gerade meinem sohn vorgelesen.. den bericht..und wir beide haben uns gefragt, ob wir mit jemand fremden mit in die wohnung gehen würden.. ist ja schon seltsam…aber so trifft man tolle leute :-)

  14. Bea Says:

    @Jule: kaum zu glauben, da kennt und mag noch jemand die “Katze mit Hut”. Das Buch schenkte mir ein sehr netter Mann vor rund 30 Jahren, seitdem begleitet es mich.

  15. jule Says:

    Da führt Meikes Begegnung mit einem sammelfreudigen Besonderling in Tel Aviv indirekt dazu, dass sich hier Katze-mit-Hut-Fans begegnen. :-)

    @nico: Die Serie der Augsburger Puppenkiste basiert auf dem Buch – es gibt zwei Bücher, einmal mit zehn und einmal mit fünf Geschichten, auch ein Sammelband mit allen 15 ist veröffentlicht worden. Eins meiner Lieblingsbücher seit Kindertagen.

    Gibt es hier womöglich auch Mitreisende, die James Krüss’ Geschichten von den “Glücklichen Inseln hinter dem Winde” mögen?

  16. Miriam Says:

    Das hat zwar nicht ganz direkt mit dem Blog zu tun, aber mir ist wirklich noch NIE jemand begegnet, der ausser mir auch die “Glücklichen Inseln hinter dem Winde” kennt! Das war in meiner Kindheit und Jugendzeit mein erklärtes Lieblingsbuch! Ich freu mich, Jule. Mein kleiner Sohn hat grad “Katze mit Hut” als Augsburger Puppenkiste – Version geguckt und nun denke ich, dass Buch muss ich auch kennen lernen.

  17. jule Says:

    @Miriam: Ach, wie schön!
    Na, durch die Themen Glück und Reisen gibts ja immerhin einen Zusammenhang zu diesem Logbuch.

    Als Kind schipperte ich lesend immer wieder zu den “Glücklichen Inseln hinter dem Winde”.
    Ich habe das Buch viele Male aus der Dorfbücherei ausgeliehen; vor einigen Jahren gabs ja eine Neuauflage. Dennoch habe ich in den vergangenen Jahren gelegentlich davon fantasiert, heimlich dort in der Bibliothek einzubrechen und dieses alte, vergilbte Exemplar mit dem ganz speziellen Papiergeruch zu suchen und entführen. Letztes Jahr hat ein Freund dann eine sehr frühe Ausgabe im Antiquariat ausfindig gemacht und mir geschenkt (vielleicht fürchtete er, ich könnte meinen etwas absurden Plan in die Tat umsetzen und mich strafbar machen ;-) ).
    Aus den dicken vergilbten Seiten der schönen geschenkten Ausgabe weht mir eine salzig-frische Nostalgiebrise entgegen – ein Glücksbringer.

  18. nico Says:

    ich hab mir alles bestellt :-) toooollll.. ich freue mich über die tollen tips…
    dankeschön!

  19. Jules Says:

    Bei solchen Leuten denk ich mir jedes Mal: Wie langweilig die Welt wäre, wenn alle die gleichen Interessen hätten und es keine Leute gäbe, die auch (auf den ersten Blick) etwas abseitige Interessen pflegen.

    Und jaaa, die Katze mit Hut – super! Hab ich als Kind auch geliebt. Muss beim nächsten Elternbesuch mal schauen, ob das Buch noch irgendwo im Keller ist. :)

  20. sarah Says:

    sooo witzig. dieser Mann sieht ja fast aethiopisch aus. Diese Sonne beim jahrzehntelange Matkot Spielen…