Nemo: gefunden

Mein verdammtes Glück mal wieder: Wir wären eigentlich zu dritt gewesen im Tauchkurs, aber am Vorabend haben die anderen beiden kurzfristig abgesagt. Also habe ich Einzelunterricht bei David. Und er schmeißt mich fast sofort ins warme Wasser. Erst zwei Stunden Theorie: Auftrieb, Überdruck, Druckausgleich – bäh, Physik. Aber lebensnotwendige Physik, also passe ich auf. Dann packen wir die Ausrüstung, ich quäle mich in eine Neoprenpelle, wir fahren ans Meer. Kein Schwimmbadtraining, wozu auch? Der beste Pool ist das Rote Meer.

Ich schätze, dass jeder etwas hysterisch wird, der zum ersten Mal die Erfahrung macht, unter Wasser zu atmen. Ich wurde gleich doppelt hysterisch, denn keine zehn Meter vom Ufer entfernt beginnt schon der Wahnsinn. Was wir nur aus dem Aquarium kennen, schwimmt hier einfach so rum. Clownfische, Papageienfische, Picassodrücker schießen ungerührt durch die Beine der Badenden, ein getüpfelter Schlangenaal windet sich am Boden, ein Vieh, das aussieht wie ein Stein, drückt sich in einen Felsen, ein Seeigel trudelt über den Meeresboden. Lektion 1: nicht unter Wasser lachen, dabei kommt nur Wasser in die Maske. Lektion 2: Fische kann man nicht mit der Hand fangen, sie wirken immer näher, als sie sind. (Bis auf den Schlangenaal, den habe ich gestreichelt.)

Wir üben Mundstück verlieren, Maske ausblasen, aus der Flasche des Tauchpartners atmen. Ich kämpfe mit dem Druck auf den Ohren, bin anfangs zu ungeduldig mit mir und dem Druckausgleich. David zeigt Fische (Gott! Was riesiges Blaues!), Korallen, wir gehen tief und immer tiefer. Sechseinhalb Meter, sagt er später, 40 Minuten waren wir beim zweiten Tauchgang unten – ich hatte für beides nicht das geringste Gefühl, weder für Zeit noch für Raum.

Manchmal denke ich, es ist vielleicht ein bisschen viel für die Synapsen, was ich in diesem Jahr erlebe. Jeden Monat eine neue Welt, neue Eindrücke, neue Menschen, neue Lebensbedingungen, neue Regeln. Und jetzt auch noch dieser Kosmos unter Wasser. Mir platzt das Hirn. Vor Freude.


32 Antworten to “Nemo: gefunden”

  1. Ulrike Says:

    Liebe Meike,

    ich freu mich riesig für dich. Laß es einfach zu, auch wenn es dir zu viel Reizüberflutung sein soll, so glaube ich, findest du immer das richtige Maß. Auf dem Foto jedenfalls siehst du einfach nur glücklich aus und das ist doch das Wichtigste. Einfach glücklich sein ;-)

    LG Ulrike

  2. bling.bling Says:

    ohja ich kenne das von den malediven. einfach unbeschreiblich wenn plötzlich nemo & co. vorbeischwimmen wie im riesen aquarium. :) irgendwie plötzlich mittendrin statt nur dabei…

  3. Stephie Says:

    Tauchen ist wundervoll! Ich habe meinen Tauchschein ebenfalls im roten Meer gemacht und bin seither infiziert und dabei geblieben! Hab Spaß und geniesse das Aquarium und die beeindruckende Stille!

  4. Lilly Says:

    Tauchen macht glücklich :o D …bleib trotzdem vorsichtig und gehe nur so weit wie dein Bauchgefühl es dir erlaubt…auch wenn der Tauchguide abwinckt “kein Problem, kein Problem”

  5. isabo Says:

    Ohmeingott. (Ich mache übernächsten Samstag einen Mini-Tauchkurs im Schwimmbad. Wie popelig! Seit ich in Malaysia schnorcheln war, will ich … ach, egal.)
    Was ich sagen wollte: die Unterwasserbar Red Sea Star kennst Du bestimmt schon, hm?

  6. saxana Says:

    Ich werd verrückt! Viel Glück!

  7. Eviane Says:

    Ich freue mich mit Ihnen, alles liebe fuer sie

  8. Rosi Says:

    der tauchanzug schimmert BLAU, oder ?

  9. Gabi Says:

    Das Größte wären jetzt auch noch Unterwasserfotos …
    Obwohl, Ihre Begeisterung steckt auch so an!
    Noch ganz viel Spaß beim Entdecken neuer Welten!

  10. Arne M. Says:

    Ich atme für mein Leben gern. Daher empfinde ich Unterwasseraufenthalte immer als gruselig. Im krassen Gegensatz dazu sehe ich unheimlich gerne Unterwasserbilder und lasse mich von Erlebnissen bei Tauchgängen faszinieren, angefangen bei den Büchern und Sendungen von Hans Hass und fortgesetzt heute mit Ihrem Bericht. Dafür ein dickes Danke!

  11. Sonja Says:

    Oh wie schön! Ich prophezeie Ihnen: Jetzt gehen Sie in jedem Urlaub auf “Fischjagd” und wollen unbedingt die sehen, die sie noch nicht gesehen haben, Mantas, Walhaie und was es sonst noch tollen gibt. Viel Spaß!

  12. KatjaW Says:

    Toll, klingt einfach toll!

  13. Sonni Says:

    Ach ja, als ich deinen bericht gelesen habe musste ich auch gleich an mein eigenes Taucherlebnis in Griechenland denken. Zuerst wollte ich gleich wieder an die Oberfläche… (Luft schnappen) aber wenn man sich einmal überwunden hat, ist es unglaublich. Auch mir fehlte beim Übungstauchgang jegliches Gefühl für Zeit und Raum und ich war am Ende überrascht, dass wir wieder am Stran ankamen (wann haben wir die Richtung geändert?) Aber mit jeder Minute unter Wasser hatte ich mehr Augen für das, was um mich herum passiert.
    Am beeindruckensten fand ich, dass die Fischschwärme irgendwie nicht wegschwimmen, man ist einfach mittendrin und selbst so leicht und schwerelos und … ach wunderbar! Viel Spaß noch!

  14. Katja Says:

    Oh wie schön, erinnere mich mit großer Freude an mein “Schnorchel” Erlebnis auf Tobago. Eine ganz neue Welt erschließt sich da, eine neue Dimension des Lebens.
    Wunderbar :-)

  15. Heidi Says:

    Ich bevorzuge solche Experimente auch in Laendern wo der Versicherungswahn noch nicht so um sich gegriffen hat. Da darf man auch beim ersten Mal tauchen ins Meer oder wird aufs Pferd gesetzt und ab geht die Post. Macht gleich noch mehr Spass.

  16. Petra Says:

    Ach, wie schön!
    Und dass wir alle daran teihaben dürfen….

  17. Sandra Says:

    Mmh…ich hab ja erst einmal Tauchen ausprobiert und hatte auch totale Panik, deswegen hab ich nach kurzer Zeit wieder aufgegeben…ob es wohl noch einen Versuch wert ist…?

  18. ulrike Says:

    liebe meike,
    sie sehen auf dem foto sehr zufrieden mit sich selbst aus.

  19. Renata Says:

    Ja, also, ich kanns jetzt auch schon bald nicht mehr fassen was Sie so alles mitmachen!?! Mutig! Mutig! Da zieh ich echt meinen Hut! Ich hab zwar auch schon vom Tauchen geträumt, aber als ich dann die Gelegenheit hatte hab ich ganz schnell gekniffen :-( ((( Von wegen Hysterie unter Wasser – ich wurde schon bei der bloßen Vorstellung zu Tauchen hysterisch!

  20. Franka Says:

    Das Hirn bitte nicht platzen lassen – *nur* freuen!!!!!!!!!

    Franka

  21. Nicole Says:

    Liebe Meike, seit Anfang des Jahres verfolge ich ihre Webseite und bin ihr total verfallen. Ich liebe ihre Geschichten über diese ganzen, tollen neuen Eindrücke und beneide (im positivien Sinne) Sie so um diese Erfahrungen ein Jahr lang sich die Welt mal anzusehen. Jeden Morgen sitze ich mit meiner Tasse Tee vor dem Web und warte auf neue, spannende Berichte. Das ganze Jahr lang habe ich immer überlegt, ob auch ich Dir/Ihnen mal schreibe um zu sagen wie sehr ich diesen Blog liebe. Besonders Barcelona fand ich toll, weil ich eventuell nächstes Jahr dort eine Städtreise machen möchte. Und bin ganz erfreut über die vielen guten Insider-Tips.
    So, das musste ich mal los werden. Ich wünsche Dir/ Ihnen noch eine gaaaaanz tolle Zeit und uns viele tolle Geschichten. Und falls es diese Reisen mal als Buch geben wird, bin ich die erste die im Buchladen ansteht!!
    Es grüsst ganz herzlich und leider unbekannt,
    Nicole

  22. Nini_Meta Says:

    Habe gerade gelesen das Gilad Shalit wohl bald frei kommt. Und das so kurz nach Jom Kippur. Wie ist denn die Stimmung gerade? Ich hoffe er lebt noch und es geht ihm, den Umständen entsprechend, gut. Mich freut es jedenfalls sehr. Vor allem für seine Eltern. Ich habe sie im Juni in Jerusalem gesehen. Sie lebten dort in einem Park um Geld zu sammeln und weiterhin für die Freilassung ihres Sohnes zu kämpfen. Sehr beeindruckend.
    Ich würde mich also sehr freuen wenn Sie etwas über die Stimmung im Land berichten könnten. Es ist so schwierig die Lage nur aus den Medien zu beurteilen. Vielen Dank also schonmal im Vorraus!

    Nini-Meta

  23. Kristiane Says:

    “Was riesiges Blaues…” – wie toll!

  24. susiAOWD Says:

    Jahaa. Ich weiheiß.
    Als regelmäßige, aber bisher stille Leserin melde ich mich jetzt beim Thema Tauchen doch zu Wort: keine Sorge, die Synapsen gewöhnen sich an diese gigantischen Eindrücke unter Wasser nicht. Auch nach über 170 Tauchgängen habe ich jedes Mal dieses irre Grinsen im Gesicht. Sie werden ab jetzt Ihre Urlaubsdestinationen nach den umliegenden Tauchgebieten auswählen, sich ganz von selbst merkwürdige Fischnamen merken können und sich den Rest des Jahres nach dem Geräusch der bubbles aus ihrem regulator sehnen.
    Und – was Ihre 1. Lektion angeht, muss ich widersprechen: wenn beim Lachen Wasser reinläuft, passt nur die Maske nicht richtig!
    C U in the bubbles!

  25. Ulla Says:

    Sie strahlendes Glückskind ….

    Es ist eine solche Freude für mich, hier zu lesen. Bei meinem täglichen Blogspaziergang gehören Sie immer dazu.

    Als Sie damals in der Sendung sagten, Sie werden reisen … habe ich Sie glühend beneidet und nun lassen Sie mich teilnehmen – das macht mir einen Riesenspaß … *lach*
    Danke dafür.

    Ulla

  26. Günter Says:

    Hi, ja,ja.. tolle Eindrücke, X Fische, atmen, alles neu usw. Aber kein Wort über David, der ist doch lässig oder? Viel Spaß noch, gü

  27. Sabine Says:

    Wenn es auf der letzten Station der Tour nochmal Tauchen sein darf: http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,790135,00.html

  28. Bella Says:

    Uih, die Beine sind ja länger als die vorige Woche :-)

  29. Sarah Fatima Says:

    wow: Du schaust ja aus wie eine Bond- Heldin! Hab Spass. Ich bin fuers Tauchen viel zu aengstlich.. Denke immer, ich vergesse was und dann sterbe ich erbaermlich unter Wasser…Aber mein Bruder ist suechtig danach und liebt es. Vor kurzem auf/in Bali..

  30. Irene Says:

    Super! Dort will ich auch Tauchen! Hast dir mit den besten Ort dafür ausgesucht. Atme.

  31. meike Says:

    @Günter: David ist toll, aber reicht mir wie alle gutaussehenden Männer dieser Welt nur bis zum Bauchnabel. Scheint ein kosmisches Gesetz zu sein.

  32. Kerstin Says:

    Genau, der Wahnsinn! Erstes Mal Rotes Meer, vom Steg ins Wasser gestiegen, nach unten gekuckt das Korallenriff entlang ins tiefe endlose Blau – und in den Schnorchel gebrüllt vor Entzücken. Zum richtigen Tauchen hats leider nicht gelangt…vielleicht irgendwann mal…