Ein irrer Spaß

Wenn man den Barcelonesen so beim Feiern zuguckt, kommt man zum Schluss: Freizeitvergnügen ist für sie nur, was ein bisschen meschugge ist. Auch wenn gestern abend die letzte Corrida in Barcelona stattgefunden hat – die Region Katalonien hat den Stierkampf 2010 nach einem Parlamentsbeschluss verboten –, fällt ihnen immer noch genug anderes Gefährliches ein. Höhepunkt des fünftägigen Stadtfests Mercè sind die Castellers, die Menschenturmbauer, auf dem Plaça de Jaume – und nicht etwa die bis zu neun Mann hohen Türme kippen um, sondern die Zuschauer, die eng gedrängt in der Hitze drumrumstehen und hoffen, dass ihnen keine Frau aus 10 Metern Höhe auf den Kopf fällt. Die Castellers sind natürlich sensationell: Es kommt auf jeden einzelnen in diesem Konstrukt an, damit es steht, wenn es oben wackelt, wackelt es auch schnell unten. Atemberaubend.

Am Abend ging es weiter mit dem Wahnsinn: Auf der Laietana fand der Correfoc statt, der traditionelle Feuerlauf von 40 „colles de diables“, Teufelsbanden, die sich gegenseitig die Straße hinunterjagen und dabei funkensprühende Feuerräder kreisen lassen. Am frühen Abend gab es eine zahmere Kinderversion, und auch die fand unter Hochsicherheitsbedingungen statt. „Tragen Sie wegen den Funkenflugs alte Baumwollsachen, schützen Sie den Kopf, tragen Sie ein Halstuch, schützen Sie die Augen, verstopfen Sie die Ohren gegen den lauten Knall, tragen Sie festes Schuhwerk“, so der offizielle Ratschlag. Am Abend war dann klar, warum: ein wirklich infernalisch lautes, heißes wandelndes Feuerwerk zog da die Laietana entlang, ausweichen konnte man den Funken durch die Menschenmenge nicht. Der blanke Irrsinn. Aber natürlich auch ein irrer Spaß.

4 Antworten to “Ein irrer Spaß”

  1. Penelope Says:

    Ein IRRER Spaß, in der Tat *o*!

  2. Sonja Says:

    Frei nach Asterix und Obelix: Die spinnen, die Barcelonesen…

  3. Arne M. Says:

    Alle Achtung: Dass Ihnen dazu noch Sätze eingefallen sind! Ich würde immer noch mit offenem Mund staunend vor der Tastatur sitzen und nicht wissen, wie ich das Erlebte beschreiben sollte. Naja, eigentlich geht es mir jetzt beim Betrachten der Bilder genauso …

  4. Christine Says:

    Hallo Meike,

    ich lese gerade einen Barcelona Krimi mit Pepe Carvalho. In dem Buch wird ein Restaurant erwähn, in dem es wohl leckeres Essen gibt. Also – falls zu Zeit Zeit und Muse hast:

    http://www.youtube.com/watch?v=RIdjWW6LElg

    Viele Grüße Christine