El Xampanyet

Barcelona kehrt langsam aus den Sommerferien zurück, Läden werden wieder eröffnet und vor allem: die Bars, die im August Betriebsferien gemacht haben. Am El Xampanyet, kaum 300 Meter von meiner Wohnung entfernt, bin ich schon ein paarmal vorbeigegangen, ohne es wirklich gesehen zu haben. Als vorgestern zum ersten Mal die Rolläden hochgezogen waren und die Familie den Laden durchfeudelte, dachte ich: Das könnte nett werden hier.

Und das war es auch. Eine herzliche Thekenmannschaft, lecker Cava plus zwei Tapas für 5,50 Euro: der ideale Ort für einen Aperitivo. Ich traf mich hier mit Hans, dessen Wohnung ich fast gemietet hätte: einem weiteren Nomaden in meiner Sammlung. Gebürtiger Österreicher, als Fernsehrechtedealer in Barcelona, Köln, New York und Kapstadt zuhause. Und natürlich erzählte er mir als erstes, wie alle anderen, seine schönsten Diebstahls- und Einbruchserlebnisse in Barcelona („schlimmer als in Kapstadt“). Langsam glaube ich, es ersetzt in dieser Stadt die Gespräche über Wetter und Fußball. Und falls sich allmählich der Eindruck breitmachen sollte, ich stünde jeden Abend in Bars und tränke Cava: stimmt absolut, tue ich.

El Xampanyet, Montcada 22, 08002 Barcelona

14 Antworten to “El Xampanyet”

  1. Santacruz Says:

    Eine super Tapas-Bar! Hab heute noch ein Urlaubs-Erinnerungsfoto der El Xampanyet an meinem Kühlschrank kleben. Ich habe mich immer gefragt warum es solche spanischen Stehbars für den kleinen Hunger zwischen Arbeit und Aus-und/oder Nachhausegehen nicht auch bei uns gibt. Ich kenne jedenfalls keine…

  2. Antonia Says:

    …”und die Familie den Laden durchfeudelte.” Feudeln, ein herrliches Wort, das man hier leider nicht sehr oft hört (außer von meiner Schwester).
    Viel Spaß weiterhin in Barcelona und viele Grüße aus München
    P.S. Zum Thema Tapas-Bar – sowas fehlt bei uns tatsächlich – wäre das nicht eine Idee für 2012, Frau Winnemuth? ;-)

  3. susanne Says:

    jajajaa! Da ist sie, meine Lieblingsbar. Dort habe ich schon viele köstliche tapas verspeist. Sind noch Sägespäne auf dem Boden? Zum Andenken habe ich mir 4 Flaschen des Cavas im Handgepäck mitgenommen, nicht daran denkend, dass das durch die anderen Druckverhältnisse im Flieger entsetzlich enden wird. Der Flaschenverschluß war eher ein provisorischer , der sich bald löste. 3 Leute bekamen eine spritzig schaumende Cavadusche aus dem Gepäckfach. Es war soooo peinlich! Ich fand Barcelona anfangs auch unerträglich laut, aber man gewöhnt sich dran. Barcelonas Geräusche sind unverkennbar, irgendwann war es sogar Musik in meinen Ohren. Als ich nach 9 Monaten wieder ins ruhige München zurückkehrte, musste ich erst mal meine eigene Lautstärke runterdimmen. Ja, und mein Auto, ein alter klapprigr R4 wurde in 9 Monaten 8 x aufgebrochen. Auch daran habe ich mich gewöhnt. ;-)
    Noch viel Freude in dieser aufregenden Metropole!

  4. Paula Says:

    …ich bin fast schon traurig, dass ich nicht mitreden kann bei der diebstahl-plauderei :D

  5. Croco Says:

    Eine Woche war ich in Barcelona, vor ein paaar Jahren. Und bin fast zwei Mala ausgeraubt worden.
    Gibt es diese Männer noch, die einen unauffällig mit Dreck besprühen und dann sehr hilfsbereit sind? Sie haben zufällig Wasser dabei, ziehen einen in einen Hauseingang und wischen an der unglaublich stinkenden Jacke herum.
    Wir konnten uns bei ersten herauswinden. Beim zweiten erwischte mein Mann den sehr gepflegten Menschen und konnte ihm den Arm umdrehen.Und da sahen wir, dass er unter dem Tweetanzug kleine Plastikschläuche hatte und Ampullen aus denen er einem den Kakao mit Vogeldreck auf die Kleidung sprüht.
    Im Hotel erzählten sie uns, dass es Südamerikaner wären, die den Touristen vor den Hotels auflauerten, sie verfolgten und auf den richtigen Moment warten wùrden.
    Wir wollten die Polizei holen, aber das Hotelpersonal hielt uns ab : da würde keiner was machen, sei sinnlos.
    Was mich erstaunte, ist, dass wohl alle sich mit der Kriminalität abgefunden hatten. Oder hat die Polizei ihre Vorteile?

  6. Dorothea Says:

    Hach, das ist ein feiner Laden! Der gegenüber ist aber auch nicht übel (“Tapeo, anem de tapes”), der Besitzer ist auch ein Weltenbummler und freut sich, wenn Gäste auch mal die etwas wagemutigeren Sorten Tapas probieren…

  7. Tina aus OWL Says:

    Ich finde es total schön, hier zu lesen, wer noch so alles an den Orten war, die auch Sie nun sehen, vor allem, wenn es sich um so “kleine Orte” handelt, wie eine Tapas-Bar oder ein versteckter Garten.

    @ Susanne: Musste sehr schmunzeln über Ihren Beitrag, vor allem, weil man es sich gleich so lebhaft vorstellen kann. Konnten sie denn eine der vier Flaschen retten?

  8. meike Says:

    @Croco: nein, keine Vorteile, nur weniger Arbeit. Mir erzählte Hans gestern abend, dass Diebstahl hier nicht als Verbrechen, sondern als Ordnungswidrigkeit gilt. Bei ihm wurde eingebrochen, man konnte die Täter sogar ermitteln – nur wurde nie gegen sie vorgegangen. Der Einbrecher, der keine 70 Meter von Hans entfernt wohnte, konnte gemütlich weiter in dessen Jacke durch die Gegend spazieren.

  9. kaltmamsell Says:

    Beim Stichwort “durchfeudeln” hatte ich sofort den zugehörigen Geruch in der Nase: Zumindest in meiner Kindheit putzte Spanien mit “lejía” – Chlorbleiche.

  10. bling.bling Says:

    hm ich glaube ich habe noch nie cava (wissentlich) getrunken.
    was bleibt mir da also anderes übrig > auf nach barcelona! :) *prost*

  11. Toni G. Says:

    Man putzt immer noch mit lejía. Und man feudelt mit der “fregona”, dem Wischmopp, den man in einem Sieb über dem Eimer ausdrückt, ohne sich selbst die Hände dreckig zu machen. Das ist eine spanische Erfindung, auf die man sehr stolz ist. Richtiges feudeln (“fregonar”) ist also quasi eine nationale Angelegenheit. Die andere große Erfindung, die den spanischen Solz zu entfachen weiß, ist das “futbolín” (Tischfußball). Ach, und was ich noch typisch spanisch finde, ist das Kehrblech mit dem langen Stil, mit dem man den Kehricht aufnimmt, ohne sich herunter zu beugen. “Buckeln mussten wir Spanier lange genug” meinte mein Freund als Begründung dafür. Was wäre die Welt ohne die spanischen Erfindungen!

  12. Toni G. Says:

    Huch, bevor ich jetzt was falsches in die Welt setze: Das Verb “fregonar” scheint es dann doch nicht zu geben :-) – Es heißt “fregar”.

  13. Petra Says:

    Uuuih. Das sieht gut aus.
    Na denn PROST!

  14. Leonie Says:

    na denn: Prost!