11 Dinge, die ich in drei Tagen Barcelona gelernt habe

1. Spanische Männer können 20 Minuten am Stück reden, ohne Luft zu holen. Und zwar laut und schnell und so, dass kein Mensch auch nur hochkant ein Wort dazwischenkriegt. Sie tun das bevorzugt in der engen Gasse, in der ich wohne.
2. Techno ist nicht tot. Nicht, wenn es nach meinem Nachbarn gegenüber geht.
3. Wenn jemand Oboe übt, klingt das nicht gut.
4. In den Häusern meiner Straße gibt es keine Mülltonnen, den Müll packt man vor die Tür. Wo er liegenbleibt.
5. Katalanische Barmänner tun ihre Verachtung Touristen gegenüber kund, indem sie Weingläser nur halb voll schenken.
6. Was nichts macht, weil der Wein absurd billig ist.

7. Die Ramblas sind ein Ort des Grauens. Menschen in absurden Kostümen sitzen in der Gegend herum und erwarten dafür Geld, halbtote Kaninchen vegetieren in den Käfigen von Tierhändlern, Touristen tragen ihre Rucksäcke vor dem Bauch, was zwar nachvollziehbar ist, aber hochgradig dämlich aussieht.
8. Ich bin eben doch älter und spießiger, als ich gedacht habe.
9. Oder es liegt daran, dass es einfach zu heiß und zu eng ist.
10. Oder an allem zusammen.
11. Aus irgendeinem Grund jedenfalls fällt mir zu meiner Verblüffung der Schritt von Kopenhagen nach Barcelona schwerer als beispielsweise der von Sydney nach Buenos Aires. Oder von Shanghai nach Honolulu. Ich bin merkwürdig grantelig hier, unentspannt, genervt. Das wird sicher noch besser. Und im Zweifel stimmt Punkt 8.

31 Antworten to “11 Dinge, die ich in drei Tagen Barcelona gelernt habe”

  1. angelika Says:

    zu punkt 1 sag ich nur:
    ¡und spanische frauen erst!

    (ich vergebe aber trotzdem nicht als aufgabe mal bei meiner spanischen schwiegermama in barcelona vorbeizuschneien und im gespräch zu wort zu kommen)

    viele grüsse aus madrid,
    angelika

  2. Johanna Says:

    umpf. das mit dem kaninchen wollte ich nun nicht sehen. ich werde immer so gnatzig, wenn ich tierquälerische menschen erlebe -.-

    mein vollstes mitgefühl, aber ich bin trotzdem gespannt auf ein paar schöne (re?) dinge aus barcelona :)

  3. Renata Says:

    Ha – Ha ;-) Da hilft wohl nur Ohropax – und das Weinglas öfter halbvoll genießen – vielleicht wird´s dann ja noch was zwischen Ihnen und Barcelona!

  4. Franka Says:

    … an allem zusammen

    laut – eng – übelriechend

    An diese Kombination könnt ich mich auch nur schwer gewöhnen.
    Womöglich noch unausgeschlafen?

    Ach herrje: wo viel Licht ist …

    Grüße!
    Franka

  5. Manu Says:

    Schade, zu spät geschaltet. Vor drei Tagen saß der Münchner Martin Schleich im Casino von Barcelona am Finaltable eines der grössten europäischen Pokerturniere. Vielleicht hätten sie ihn ja supporten können und ihm Tipps geben können wie man in solchen extremen Momenten einen kühlen Kopf behält.
    Nun, er hats auch so geschafft , das Ding eingefahren und 850000 Euro kassiert.

    Schöne Tage noch in Barcelona.

    Mein Tipp, auch wenn sie eventuell kein Fussballfan sind, besuchen sie das Stadion von Barcelona.Ein beindruckendes Museum gehört ebenfalls dazu.

  6. Manu Says:

    http://www.hochgepokert.com/2011/09/02/european-poker-tour-barcelona-2011-ept-7-barcelona-martin-schleich/

  7. Birgit Says:

    Hört sich irgendwie fast nach “ich mag hier nicht bleiben” an ?

  8. Detlef Guertler Says:

    Gratuliere, Meike – das heisst, du hast deine ersten drei Tage Barcelona überstanden, ohne dass dir was geklaut worden wäre! Das können nicht viele von sich sagen (ich übrigens auch nicht).

  9. Barbara Says:

    Du hast exakt mein Barcelona-Erleben vor 25 Jahren beschrieben ! Ich war 20 und fix und fertig. Also: Am Alter und der Spießigkeit kann es nicht liegen (wenn´s ein Trost sein sollte).

  10. jessy Says:

    das klingt, als bräuchtest du dringend erholung vom trubel! wie wärs mir einem strandtag?
    entspannt kannst du sicher auch einiges schönes an und in barcelona finden…:-)

  11. Maya Says:

    Sie war vor Kurzem auch in Barcelona. Lassen Sie sich doch von ihren Bildern anregen/begeistern:

    http://lillypanic.blogspot.com/search/label/barcelona

    Barcelona ist wunderbar! :)

  12. romy Says:

    Vielleicht brauchen Sie einfach mal `ne (kreative) Pause, damit sich Alles setzen kann.
    Nehmen Sie sich die Zeit.
    Nur für sich sein. An einem Ort, der Ihnen wirklich guttut.
    Wo Körper, Geist und Seele wieder in ihrem eigenen Tempo auftanken können.
    Alles Gute, Romy.

    P.S. Wir müssen ja nicht Alles erfahren.

  13. Sophie Says:

    zu 7: Die Ramblas sind dermaßen schrecklich, dass ich nie wieder hin möchte. In der Aufzählung fehlten noch die anderen Tierarten, die dort gequält werden und vor allen Dingen die Dealer, die plötzlich wie aus dem nichts vor, hinter oder neben einem stehen und nicht lockerlassen.

    Bis drei Stunden vor dem Abflug habe ich mich standhaft geweigert meinen Rucksack vorne zu tragen. Dann waren wir in der Bahn und ein Teenie hatte seinen kompletten Unterarm in meinen Habseligkeiten versenkt. Da selbst ich imnmer 2 Minuten brauchte, um meine Geldbörse zu finden ging es ihm nicht besser und er hatte keinen Erfolg.

    zu 9: Wir waren im März 2010 dort und haben auf der Plaza Catalunya den schlimmsten Schneesturm ever erlebt=es liegt nicht an der Hitze.

    Punkt 12: Ich habe nie dermaßen überzogene Eintrittspreise bezahlt.

    Entdecken Sie bitte für mich mit die schönen Seiten von Barcelona.

    Grüße Sophie

  14. Paula Says:

    …so, jetzt sage ich doch auch mal was.

    gegen wahrnehmungen lässt sich bekanntlich nichts einwenden: jeder hat seine eigene und das ist auch gut so.

    aber: bitte nicht in barcelona mitten in der stadt wohnen. ich glaube, dass ist das so ziemlich schlimmste, was man machen könnte. (aus meiner sicht)
    ich würde umziehen.

    am besten mal in ein kleines fischerdorf an die küste fahren oder vom einen zum anderen.

    ich fahre die letzten 5 jahre nach barcelona (wohne dann allerdings immer außerhalb und kann jeden tag mit dem l71 am placa espanya oder catalunya aussteigen).
    und es kann eine sehr sehr schöne stadt sein. mir wurde z.b. noch nichts geklaut und ich habe noch nie groß darauf geachtet. und ramblas muss man nicht haben.
    besuchen sie z.b. das “mira blau”. (http://www.mirablaubcn.com/es/index.php)
    hach, ich würde alles tun, um dort jetzt hingehen zu können.

    auch wenn die spanier manchmal schrecklich nervig laut sind.
    und das mit der luft und dem wetter auf den kopf schlagen kann. wirklich
    und zu teuer finde ich es. auch.

    aber was solls…

    ich bin gespannt auf den fortverlauf. :)

    viele grüße,

    paula

  15. zimt-peppermint Says:

    Wenn Sie mit Techno auch Electro meinen, wie kommen sie darauf, dass er ausgestorben ist? Deutschland ist quasi die Hauptstadt des Electro!

  16. Paula Says:

    … für manche menschen (für micha auch) ist techno (und damit alles was sich so ähnlich anhört, also auch das meiste von electro) ausgestorben…

  17. Daniela Says:

    Na wenigstens war das Weinglas für Dich noch halb voll und nicht halb leer!
    Viele Grüße aus Frankfurt!

  18. Claudia Says:

    Ich finde, so ein kleiner “Kulturschock” gehört zu einer richtigen Reise dazu.
    Viel Spass in Barcelona!

  19. jule Says:

    Ahoi.
    Na, dann ist Barcelona auch eine Art Herausforderung, wenn auch auf andere Art als Mumbai. Direkt wieder abreisen? Wozu? Klar kannst und darfst Du das (frei nach Deiner Hawaii-Lernliste # 7, 9 & 10…), aber _willst_ Du das?

    Aus den Eindrücken, die ich bislang durch dieses Reiselogbuch von Dir gewonnen habe, wage ich zu prognostizieren: Du wirst Dich noch akklimatisieren und die wohltuenden und bereichernden Facetten der Stadt entdecken, wenn Du erst wirklich angekommen bist. Du hast den ganzen Monat Zeit. Auch für Siesta.
    Ich bin sicher, Du wirst jenseits des Trubels wieder Raum zum Trudeln finden und (bilateral) bereichernde Begegnungen machen sowie Stille und die leisen Impulse finden. (Wer, wenn nicht Du? ;-) )

    Dass Du auch “Unidyllisches” und Störfaktoren und Nervzeug und Schattenseiten hier zeigst, mag ich, das mochte ich auch an Deinen Berichten aus Mumbai. Auf Reisen gibts eben außer Haaach! auch Huch?!
    Apropos “Reisen hat auch seine Schattenseiten” – dazu kommt mir ein Zitat zum Musikgeschäft in den Sinn:

    “The music business is a cruel and shallow money trench, a long plastic hallway where thieves and pimps run free and and good men die like dogs. There is _also_ a negative side.” (Hunter S. Thompson, zitiert in John Nivens Buch “Kill Your Friends”… ;-)

    Grüße aus dem späthochsommerlichen Berlin
    jule

  20. Simone Schröder Says:

    herrlich. endlich wird es mal ausgesprochen: barcelona wird überschätzt!

  21. meike Says:

    @Jule: Danke, das war der Satz des Tages: „Auf Reisen gibts eben außer Haaach! auch Huch?!“ Sehr wahr. Und übrigens auch sehr schön, denn sonst wäre es ja nicht zum Aushalten.

    Ich werde natürlich den Teufel tun und hier das Weite suchen, im Gegenteil. Ich finde es gerade spannend zu erleben, was die Gegensätze von Nord und Süd mit mir machen. Von der Kopenhagener Innerlichkeit werde ich jetzt wieder ins Außen geschleudert. Ist auch völlig prima so, so nervig das für mich zur Zeit oft ist. Aber ich bin ja gerade erst angekommen.

    Ansonsten, wie ich an anderer Stelle ja schon mal geschrieben habe: Die Welt schuldet mir nicht das Geringste. Nicht mal Ruhe. Sie ist, wie sie ist, und ich habe mich mit ihr zu arrangieren. Ich finde, man muss manchmal auch einfach etwas aushalten, durchhalten, um zu Erlebnissen und Einsichten zu kommen, die man auf einfachem Weg nie hätte.

    Und was auch klar ist: Der Eindruck, den man von einer Stadt hat, ist immer ein provisorischer und zudem völlig zufallsabhängiger. Natürlich neigt jeder dazu, seine Erfahrungen zu generalisieren – ich nicht minder: Wenn ich von katalonischen Barkeepern schreibe, die Touristen nicht das Glas voll machen, ist es natürlich Unsinn: Es waren gerade mal zwei. Von tausenden, die mir noch nichts eingeschenkt haben. Und selbst solche Erlebnisse haben dutzende von möglichen Varianten. An gut gelaunten Tagen hätte ich gelacht und gesagt „Un poco más, por favor“ und alles wäre nicht weiter der Rede wert gewesen. Stattdessen habe ich gemufft. Auch das lehrt das Reisen: Es ist in erstaunlich hohem Maß von einem selbst abhängig, wie sich Situationen entwickeln. (Okay, bis auf den Techno…)

  22. Sonja Says:

    Beim Reisen lernt man eben auch sich selbst besser kennen. Manchmal führt das dann eben zu Erkenntnissen wie Nr. 8. Was aber hochgradig in Ordnung ist. Und: Wär doch auch seltsam, wenn einem ALLES gefiele – Menschen, die von jeder Reise nur enthusiastisch positiv berichten, sind mir suspekt. Genau wie Menschen, die jeden Kinofilm gut finden und nie Schwierigkeiten mit Familie, Freunden oder Kollegen haben.
    Weiterhin viele Erkenntnisse und einenspannende Reise!
    Sonja

  23. Heike Oberheide Says:

    Liebe Meike,

    du musst weg aus der Ramblas-Gegend. Fahr doch mal ans Meer, nach Sitges. Das dauert nur 35 Minuten mit dem Zug-immer am Meer lang, voll klimatisiert. Aber nicht am Wochenende! Oder besuch doch mal den Barcelone-Pavillon von Mies van der Rohe. Auch schön ist das Meeresmuseum Dressanes, da erfährst du alles über die letzte Galeerenschlacht von Lepanto. Als Wasserfan auch ein Muss. Überall dort ist es weniger voll und entspannter.
    Du musst Catalan sprechen – dann sind die Barcelonesen freundlich.

    Hasta luego

    Heike

  24. Nicolino Says:

    haha, naja, Alles mitnehmen, auf der Reise, sprich Alles erlebt, auch mal wieder Techno.
    Mein erster Gedanke war: http://tinyurl.com/43tx7au daber dann las ich weiter. Dann schlag ich vor, dass das als “mit dem falschen fuß aufgestanden”-”der erste Eindruck prägt den Rest” und schnell mal umgezogen… ich finde das londoner Protection by Ocupation ja so nett, dafür ist man auch nie zu alt.
    Habe gehört, dass so und so 75 % der wohnfläche nicht zu mieten ist, da eigenbesitz (zT ungenutzt…).
    Weiterhin viel Spass
    NicoSoetjeNilaMalin

  25. Toni G. Says:

    Spanien ist ziemlich laut (und hellhörig) für Menschen, die gerne ein Haus an einem kalten Meer hätten. Seien sie selbst auch ein bisschen laut, das kann befreiend sein und in Spanien ist ihn i.d.R. dafür niemand böse, kein Nachbar wird sich beschweren, weil es gar nicht weiter auffallen wird. Nutzen Sie die spanische Lärmtoleranz für ihre Zwecke. When in Rome … do as the Romans do, gilt auch für Barcelona. Und wenn ihnen keine Zweck einfällt, dann trifft vielleicht Punkt 8 der Liste wieder zu ;-) . Dann machen sie einen Ausflug an den Atlantik (aber nicht nach Bilbao!).

  26. angelika Says:

    jaja, barcelona wird überschätzt, nichtsdestotrotz ist ein monat genau richtig, um die stadt zu erleben.
    gerade der september ist der beste monat, um barcelona kennenzulernen.

    am 11.09. die “diada”, sozusagen der katalanische nationalfeiertag, an dem (ja, doch) an den fall barcelonas erinnert wird. [die "revolutionäre mai-demonstration" findet auch noch genau vor Ihrer haustür im born am denkmal rafael casanovas statt] und ende des monats die mercè, also das stadtfest, mit viel leben, konzerten, prozessionen und alles umsonst und draussen.

    wenn doch alles zu stressig wird, schliesse ich mich einer vorrednerin an und empfehle das mirablau. machen auch gute cocktails. oder gleich auto mieten und für ein paar tage auf den montseny fahren. am besten ins Hotel Sant Marçal (www.hotelhusasantmarcal.com) – ein romanisches kloster umgebaut zum hotel, 12 zimmerchen, tolle atmosphäre, natur pur. ¡nicht mal handyempfang!

    lassen Sie sich’s gutgehen in barna und viel spass beim finden der schönen ecken abseits der touripfade, es gibt sie wirklich.

  27. Gabriella Says:

    Komisch, ich war schon oft in Barcelona, aber wohl nie im Sommer! Es war immer sehr angenehm, auch auf den Ramblas, nie so schrecklich wie hier beschrieben!
    Ich kann’s nicht glauben!

  28. konkubine Says:

    @Detlef, haha, genauso ging’s mir auch,

    am 1. Tag wurde mein Auto aufgebrochen und meine nagelneuen Schuhe wurden geklaut, (das ist 5 Jahre her aber das waren die schöööönsten Schuhe die ich je gesehen habe– und endlich, endlich, findet mein Therapeut, mache ich Fortschritte…
    am 2. Tag wurde in mein App. eingebrochen während ich schlief !!!
    am 3. Tag waren die Nummernschilder weg.
    Die restlichen 7 Tage waren nur noch wunderbar und sehr spannend.

    @Meike, wird schon, ganz bestimmt, denn man gewöhnt sich tatsächlich an dieses laute Chaos und mag es irgendwann gar nicht mehr missen!!!!

  29. Dorothea Says:

    Bei den 11 Punkten musste ich grinsen, da ich vieles davon ähnlich erlebt habe. Nur haben diese und noch viele weitere Punkte dazu geführt, dass ich mich in BCN extrem wohlgefühlt habe – was vermutlich daran lag, dass ich alles Nervige als Teile eines Theaterstückes sah, für das ich keinen Eintritt bezahlen muss und trotzdem dabei sein darf.

    Das halbvolle Weinglas ist ein Phänomen, dem ich auch begegnet bin – mit halbfreundlichem Meckern füllt sich das Glas aber ganz schnell. Und ich wünsche Ihnen von Herzen, dass sie niemals meine persönliche Nervnummer 1 kennenlernen: Regen. Der kann gerade in El Born so übel sein, dass man überall (!) knöcheltief im Wasser steht. Überall. Wirklich.

    Tapfer bleiben. BCN ist eben nicht leicht zu haben…

  30. Kerstin Says:

    Ich habe vor 8 Jahren mal 5 Monate in Madrid gelebt und hatte mich dermaßen in die Stadt verliebt. In Barcelona war ich noch nie. Gibt es besondere Unterschiede zwischen den Städten? Ich hab schon von vielen gehört, dass ihnen Barcelona besser als Madrid gefällt.

  31. Peter Says:

    Ich wollte eigentlich nur “Kopenhagen” lesen, nun bin ich schon in “Barcelona”.

    Was unbedingt noch zu sagen ist: Sie sind nicht nur eine Meisterin des Worts, wovon jede Zeile dieses Blogs Zeugnis ablegt, sondern Sie fotografieren auch verdammt gut. Kompliment.