Hören & Sehen
Vor 100 Jahren war die Welt noch voller Wunder und Weltausstellungen waren, anders als die inzwischen etwas achselzuckend zur Kenntnis genommenen Leistungsschauen namens Expo, wahre Sensationen. So auch die 1915 ausgerichtete Panama-Pacific International Exposition, mit der San Francisco den im Jahr zuvor eingeweihten Panamakanal feierte – und auch die Tatsache, dass sich die Stadt nach dem großen Erdbeben von 1906 so schnell wieder berappelt hatte. Es muss spektakulär gewesen sein: Mittendrin stand ein 140 Meter hoher strahlender Tower of Jewels aus 100.000 Glaskristallen, auf 20.000 Quadratmetern wurde der Panamakanal im Miniformat nachgebaut, und es wurde die erste transkontinentale Telefonleitung nach New York gelegt, damit die Menschen im Osten einmal den Pazifik hören konnten.
Von der Ausstellung steht heute nur noch der Palace of Fine Arts, ein mächtiges Säulenensemble, das eigentlich verfallen sollte, „weil jede große Stadt ihre Ruinen braucht“, das man dann aber doch lieber erhielt. Zum Glück, denn wenn man die Blicke der Besucher sieht, die mit den Nacken gelegten Köpfen hier durchwandern, ist klar: Auch heute ist die Welt noch voller Wunder.
Ein P.S. für Hitchcockphile: In Vertigo sieht man James Stewart und Kim Novak am Palace vorbeigehen, hier anmutig nachgespielt vom Dichter Scott Wannberg.
Den Pazifik kann man auch heute noch auf ungewöhnliche Weise hören: Einen kurzen Spaziergang vom Palace entfernt, am Ende einer kleinen Mole, haben die beiden Künstler Peter Richards und George Gonzales eine Wave Organ gebaut, eine Orgel aus PVC-Rohren, auf denen das Meer bei Hochwasser glucksend sein Lied spielt.
Juni 26th, 2011 at 04:39
sehr schoenes Foto von Dir!
Juni 26th, 2011 at 08:21
Man sieht sie lauschen…
Juni 27th, 2011 at 18:32
Ach Meike,
es ist sooo lange her, dass ich in SF war und es gibt noch so viel mehr zu entdecken. Großartig, wie sie uns die kleinen und großen Plätze in ihrem Monats-Mikro-Kosmos-Bericht nahe bringen. Danke schön und bis bald auf diesen Seiten.
Norway