Gefangen

Es hat den ganzen Tag geregnet, wirklich gnadenlos, unaufhörlich, durchgehend geregnet. Der perfekte Tag also für Alcatraz. Es war ein Pflichttermin, der Auftrag einer SZ-Leserin, Lust hatte ich eigentlich keine – und wieder mal habe ich hinterher ein kleines Dankesgebet nach Deutschland geschickt dafür, dass ich gelegentlich zu meinem Glück gezwungen werde.

Denn selten habe ich einen Ort so intensiv erlebt wie diesen beklemmenden grauen Bau an diesem niederschmetternd grauen Tag. Das ist einzig der brillianten, fesselnden Audiotour zu verdanken, die einen durch das Gefängnis leitet. Erzählt wird die nämlich nicht von einem langweiligen Historiker, sondern von ehemaligen Gefängniswärtern und ehemaligen Insassen von Alcatraz: Leon „Whitey“ Thomson (Waffenhandel, in Alcatraz 1960-62), John Banner (Bankraub, 1954-58), James Quillen (Kidnapping, 1942-52), Darwin Coon (Bankraub, 1959-63). Man sitzt quasi mit ihnen in der Zelle, geht zum Essenfassen und zum Hofgang, sehnt sich nach draußen – besonders zu Silvester, wenn das Lachen und die Gesänge bei günstigem Wind von San Francisco herüberdringen. Auch in eine Isolationszelle wird man gebeten, und einer der Häftlinge erzählt, wie er sich hier in völliger Dunkelheit einen Knopf abgerissen hat, ihn in die Luft geworfen hat und ihn dann am Boden zu finden versuchte, wieder und wieder und wieder.

Jetzt schon auf meiner To-do-Liste, wenn ich wieder zuhause bin: sämtliche Alcatraz-Filme angucken. Flucht von Alcatraz mit Clint Eastwood, Der Gefangene von Alcatraz mit Burt Lancaster, The Rock
Das Thema ist unerschöpflich: Im Herbst startet hier in den USA eine neue Serie von J.J. Abrams, dem Mastermind hinter „Lost“. Kein Entkommen.

Und hier startet eine etwa 50minütige Dokumentation über den spektakulärsten Fluchtversuch auf Alcatraz.


18 Antworten to “Gefangen”

  1. Franka Says:

    Beklemmend.

    Gruß!
    Franka

  2. Christian Says:

    Entschuldige, dass ich jetzt gar nicht mit einem Film kommentiere und überhaupt das Thema wechsle, aber: Steht da wirklich ein Schild, was darauf hinweist, dass man an der Reeling eines Schiffes nass werden kann? Wow.

  3. Ursula Says:

    Was für ein letzter Eindruck von SF.
    Wünsche eine gute Atlantiküberquerung und wellcome back in good old europe.

  4. Wortschaetzchen Says:

    In der Tat sehr erdrückend.

  5. Emmily Says:

    Das wäre doch ein Tipp für den nächsten Klassenausflug ….
    Zur Abschreckung

  6. bling.bling Says:

    solche orte finde ich wahnsinnig anziehend und gleichzeitig auch wieder sehr erdrückend. trotzdem würde mich alcatraz auch einmal interessieren. liebe grüsse.

  7. Michael Iwanowski Says:

    Die Steigerung ist Robben Island…

  8. Günter Says:

    Hallo Frau Winnemuth, ich hab auch die Tour miterlebt und hab’s genauso empfunden, ein schrecklicher Ort. Erwähnenswert ist noch, dass die Insel nach dem das Gefängnis geschlossen wurde, als Indianerreservat genutzt wurde! Ein gutes Bespiel, wie mit den Ureinwohnern noch in den 50iger Jahren (und oft bis heute) umgegangen wurde. Zum Schluss, vielen Dank für diesen Blog, ich bin wirklich begeistert, irgendwie reise ich mit Ihnen seit einem halben Jahr mit… Herzliche Grüße Günter

  9. Aimée Says:

    Wet Zone – klasse (ein)gefangen!
    Wie immer: Du photographierst mit grossartigem Auge – sowie guter Technik. Danke für viele, viele Augenschmause, die stets wunderbar kalorienfrei sind und garantiert Emotionen auslösen!

  10. Andrea Says:

    Frau Winnemuth, wir waren auch im Mai diesen Jahres in San Francisco und haben natürlich auch Alcatraz besucht. Die Audio-Tour war einfach der hammer – vorallem nicht langweilig, da sie von ehemaligen Insassen erzählt wird!!!

    Ich wünsche Ihnen noch viel Spaß in San Francsico – die Reise bringt sie ja morgen schon wieder in die Nähe von Deutschland :-)

    Grüße

  11. lihabiboun Says:

    Oh Gott… jetzt habe ich tatsächlich gelesen “hat sich den Kopf abgerissen und hochgeworfen …” gräßlich gräßlich das alles. Gute Weiterreise+DANK!!

  12. Ela Says:

    …welch passender Beitrag zum miesen Wetter in Deutschland. Ich freu mich auch auf spannende London-Eindrücke. Auch wenn ich nichts dagegen hätte nochmal von Hawaii zu lesen. Ich glaube, ich an Ihrer Stelle wäre jetzt immernoch in Honolulu… Das wäre mein Traum!

    Aber ich wünsche Ihnen auf jeden Fall einen guten Flug und dass Sie sich auch in London schnell so wohl fühlen wie in San Fransisco! Grüße aus Nürnberg!

  13. Karin Says:

    Liebe Meike, schön daß Sie es noch nach Alcatraz geschafft haben ;-) Das Wetter war passend zum Thema und ich habe auch erst …Kopf abgerissen gelesen uhhh. Wir haben Alcatraz aber auch schon bei Sonnenschein besucht und dann wirkt es gar nicht mehr so beklemmend. Grüßen Sie mir SFO ganz herzlich und The Rock kann ich empfehlen! Gute Reise – freue mich immer auf die neuen Bilder und Berichte. Herzliche Grüße

  14. waldviertelleben Says:

    danke fürs erste halbe jahr!
    viel glück auf ihren wegen weiterhin.
    jetzt wird es erst mal europäisch.
    liebe grüße aus dem waldviertel

  15. Cercia Says:

    ..und nicht zu vergessen in der Liste der Alcatraz-Filme: Murder in the First.

    Ihr Bericht erinnert mich sehr an meine eigenen Eindrücke auf Alcatraz.
    Definitiv einen Besuch wert.

  16. Kristiane Says:

    O wei, das sieht ja schlimm aus in Alcatraz. Das zweite Bild…Grusel! So möchte man nicht wohnen. Also lieber keine Bank überfallen.
    Dass man in der Nähe einer Reling nass werden kann – wer hätte das gedacht?

  17. Heidi Says:

    Ich hatte auch keine Lust drauf, als ich 96 da war, aber auf Einkaufen noch viel weniger. Deshalb: mit Papa mit ab nach Alcatraz. Es war auch kalt und neblig und im Rueckblick beeindruckend atmosphaerisch und richtig interessant. Mir faellt gerade auf, dass die meisten meiner schaurig interessanten Urlaubserlebnisse (UBoot, Kriegsschiff, Eisenbahnmuseum, Naturwissenschaftsmuseum, im Sturm fast von Deck rollen) der Tatsache geschuldet sind, dass mein Vater in seiner Jugend fuer Abenteuerfilme aus dem Westfernsehen geschwaermt hat und meine Mutter unterhalb des Jahres nie fuer sich Zeit hatte und daher einmal im Jahr im Urlaub den Kleiderschrank erneuern musste. Vielleicht sollte ich mal wieder mit meinen Eltern wegfahren.

  18. Astrid Says:

    *lach* – das Schild bedeutet wohl, dass es dort an der Stelle nasser ist, als anderswo auf dem Boot, wenn mal eine Welle überschwappt. Findet man hier in Sydney auch auf den Fähren. Sicher reine Versicherungsmassnahme.
    Ich bin auch immer wieder erstaunt, wenns ich Menschen beschweren, wenn’s mal nass wird auf der Überfahrt, vor allem bei Gegenverkehr – aber so sind sie halt….