Caffe Trieste
Meine Damen und Herren, zum ersten Mal in der Geschichte von Vor mir die Welt wird heute live vom Ort des Geschehens gebloggt. Wir senden aus dem Caffe Trieste in der Vallejo Street, Heimat der Beat Poets, einst und jetzt. Hier ein paar Impressionen, ich habe meine Kamera zuhause vergessen. Zu meiner Linken: Marcello, Lebenskünstler, an den Fingern mehr Ringe als Karl Lagerfeld, an den Handgelenken klingelnde Armreifen, auf dem Kopf eine Russenmütze und im Kopf hundert Theorien über die Schwerkraft, die Mafia, die Samurai und Mel Gibson. Vor ihm auf dem Tisch: eine Rundhaarbürste, eine kleine Holzskulptur von betenden Händen und eine silberne Glocke. Einen Tisch weiter sitzt ein vollbärtiger Allan Ginsberg-Verschnitt und schreibt mit Füller in ein ledergebundenes Buch. Daneben: eine Frau mit Sonnenbrille (man muss dazu wissen, dass es hier eher dunkel ist), die hektisch eine karierte DIN A4-Seite füllt. Rechts: ein Typ mit Baskenmütze. Baskenmütze! In San Francisco! Aus der Musicbox: Stan Getz.
Es ist, mit anderen Worten, einfach wunderbar. Es ist genau so, wie ich mir das vorgestellt habe. Wie immer, wenn ich zum ersten Mal an einen Ort gerate, den ich aus Filmen oder Büchern kenne (oder zu kennen glaube), bin ich völlig verblüfft, wenn es das alles in Wirklichkeit gibt. Ein irreales Gefühl, plötzlich mittendrin zu sitzen – als ob man in einem Film mitspielt, den man schon tausendmal gesehen hat. Und ich muss es dankbar sagen: Das Besetzungsbüro hat mal wieder ganze Arbeit geleistet beim Anheuern der Statisten.
Das Caffe Trieste gibt es seit 1956, hier wurde angeblich die erste Espressomaschine der Westküste aufgestellt. Francis Ford Coppola, der sein Büro um die Ecke hat und uns ja schon mal in Buenos Aires begegnet ist, hat hier das Drehbuch zu Der Pate geschrieben. Am Samstagnachmittag zwischen eins und fünf singt der Padrone Belcantos.
Jetzt: ein Fahrradbote. Setzt sich an einen Tisch, zieht ebenfalls ein Heft heraus (Mist, mit Laptop bin ich hier eindeutig overdressed) und schreibt. Ich höre jetzt auf und lese weiter in meinem frisch erstandenen Buch „How to write a sentence and how to read one“. Ach, ich werde so viel lernen in diesem Monat, ich weiß es jetzt schon.
Marcello geht. Und sagt zum Abschied zu niemand besonderem „Au revoir“.
609 Vallejo St, San Francisco, CA 94133. Das Password für das Wifi ist pumpkin62.
Juni 3rd, 2011 at 21:38
Sydney – toll.
Buenos Aires – interessant
Mumubai – anstrendend
Shanghai – seltsam
Hawaii – chillig
und jetzt San Francisco und ich bin das erste Mal neidisch.
Juni 3rd, 2011 at 21:53
So coooool!
So lang es nicht Café Tristesse heißt!
Cafés sind eh der Nabel der Welt!
Salut!
Franka
Juni 3rd, 2011 at 22:31
Ich seh’ sie alle sitzen – und dann noch STAN GETZ…..Wunderbar!
Juni 4th, 2011 at 01:39
Bitte sag, dass der Nachbar ins Moleskine geschrieben hat
( http://stuffwhitepeoplelike.com/2009/02/24/122-moleskine-notebooks/)
Juni 4th, 2011 at 02:32
@Heidi: Zu meiner Überraschung (der einzigen an diesem Nachmittag): nicht ein Moleskine weit und breit. Der SF-Hipster bevorzugt Schulhefte mit Ringbindung, gern kariert.
Juni 4th, 2011 at 07:35
Oh toll! San Francisco!! „Meine” Stadt – es gibt keine schönere an der Westküste
Grüß mir die Seelöwen.
LG, Johanna
Juni 4th, 2011 at 08:22
Danke fürs Kopfkino. Irgendwie bedanke ich mich ständig bei Ihnen. Sie trainieren aber auch einfach meinen “Das-mache-ich-jetzt-mal-Muskel”. Direkt heute Abend: Riesenrad. Ich habe starke Höhenangst.
Juni 4th, 2011 at 09:23
Hi Meike,
Stan Getz und ordentlicher Espesso… wunderbar!
Der Auftritt der Leute hätte mich mit 15 Jahren noch beeindruckt…
Schöne Tage wünscht Orangerie.
Juni 4th, 2011 at 11:28
Liebe Meike,

das hört sich alles so wundervoll an! Manchmal ist es einfach schön sich in ein Café zu setzen und einfach nur die Menschen zu beobachten, da lernt man meist mehr über die Stadt als wenn man Reiseführer liest
Vor ein paar Wochen hab ich einen süßen Blog gefunden und die Autorin hat eine Woche in San Fransisco verbracht. Vielleicht gibt dir das ja noch ein paar Anregungen
http://joannagoddard.blogspot.com/
Liebe Grüße Nadine
Juni 4th, 2011 at 14:09
Falls ihr mal vor einem cafe ARAN steht, geht hinein…..
In Konstanz sass gerade depadieux in der jugendausgabe in der fensternische
Juni 4th, 2011 at 14:46
Auch zu empfehlen (wenn es dieses Restaurant denn noch gibt, ich war 2008 da): Naked Fish, ein Sushi-Laden an der Ecke Steiner Street/Chestnut. Müsste bei dir in der Nähe sein, den Berg runter.
Und auf der Haight Street gibt es auch eine sehr gute Buchhandlung.
Gibt es die Church of John Coltrane noch/wieder? Wenn du zum Gottesdienst gehst, nimm deine Ukulele mit.
Have fun!
Juni 15th, 2011 at 03:25
[...] Feuerwehr (neulich in Hawaii, letzte Woche hier in SF) oder Francis Ford Coppola hartnäckig immer wieder begegnen, dann beglückt mich das auf ganz seltsame Weise. Ich habe neulich ja schon mal vom [...]