Das Knödel-Geheimnis
Alter Zeitschriftentiteltextertrick: Überschriften, in denen das Wort „Geheimnis“ vorkommen. Meist wird der Leser dann zwar enttäuscht, aber man hat ihn zumindest erst mal im Sack. Ich hingegen kann nach beinharter Recherche zu einem der letzten Rätsel unserer Tage sagen: Ich habe das Knödel-Geheimnis gelöst. Zumindest einen Teil davon, nämlich wie die Chinesen es hinkriegen, superdünne transparente Knödel zu machen, durch die man die Füllung schimmern sieht und die auch beim Dämpfen nicht auseinanderfallen. Bereit? Gut.
In einer großen Schüssel 100 Gramm Weizenstärke (cheng mian) mit einem Esslöffel Zucker in 110 ml kaltem Wasser klumpenfrei auflösen. Dann 350 ml kochendes Wasser hineingießen. Schnell mit einem Holzspatel verrühren. Schnell, habe ich gesagt. Es formt sich eine klebrige Masse, leicht transparent, wenn sie gut ist. 250 g Kartoffelstärke (feng che) auf eine Arbeitsfläche kippen, eine Mulde hineindrücken. Die Weizenstärkemasse, leicht abgekühlt, hineingeben. Nicht gleich alles, erst mal nur die Hälfte. Kneten. (Fühlt sich gut an, oder? Fühlt sich toll an. Hmmm, so sanft, so… Entschuldigung.) Je nach Teiggefühl mehr von der warmen Masse zugeben, bis ein rollbarer Teig entsteht. Den in Klarsichtfolie einschlagen, damit er nicht austrocknet. Jetzt murmelgroße Teigstücke formen, zu handtellergroßen Kreisen rollen. Füllen. (Wir haben Schweinefleisch, Wasserkastanien, Bambussprossen, Shrimps und gehacktes, in Salz gepökeltes Enteneigelb genommen, siehe links. Gibt’s bei Penny in der Kühltruhe. Scherz.) Kleine Halbkreise formen. Vier Minuten dämpfen. (Nicht denselben Fehler wie ich machen und die fen guo zu nah nebeneinander in den Bastkorb legen.) In chinesischen Essig dippen. Essen. Aaaaah.
Eine Nebenwirkung des Knödelkurses, den ich heute morgen gemacht habe: eine handgeschriebene Seite voll San Francisco-Tipps von einem amerikanischen Ehepaar (mit Essigflecken). Eine Verabredung zum Tee mit einer Koreanerin, die hier lebt. Es war mal wieder einer dieser Tage.
April 14th, 2011 at 16:15
Haben Sie einen Clown gegessen? War einer im Knödel drin?
April 14th, 2011 at 16:16
@Marie: feingehackt, links auf dem Teller.
April 14th, 2011 at 16:19
Kleingehackte Clowns mag ich auch am liebsten. Am besten mit Olivenöl gebraten.
April 14th, 2011 at 16:25
Klingt ja richtig nach aphrodisierender Wirkung – diese Knödelteigherstellung!
Zumindest beflügelnd!
Noch viele solcher Tage!
Herzlichst!
Franka
April 14th, 2011 at 16:35
@alle Online steht heute der Artikel über Mumbai.
@meike – Mit ein paar Tagen Distanz geschrieben? Hat mir gut gefallen.
April 14th, 2011 at 16:57
ich kann nur noch sabbern!
April 14th, 2011 at 17:03
@Marie: in Shanghai geschrieben… Hier ist der Link.
April 14th, 2011 at 17:41
Meine Sehnsucht, in die Welt zu reisen, ist manchmal stärker, manchmal schwächer, je nachdem, was gerade zuhause los ist.
Heute ist die Sehnsucht sehr groß. Sie schreiben und erzählen so, dass die Sehnsucht, zu reisen, fast weh tut.
Fürs erste werden mich ein paar Tage in Hamburg über Ostern hoffentlich auch glücklich machen. Ich freue mich auf die Elbe, aufs Wasser, auf den Bonscheladen, auf Övelgönne, auf eine Pizza im Eisenstein. Passt schon.
April 14th, 2011 at 17:47
Meike, Sie torpedieren hier sämtliche Frühlingsdiätvorsätze!
Weiter so!
April 14th, 2011 at 18:58
Vielleicht mögen sie schon eine S.F. Tips vor ihrer Reise verraten – ich fliege nächsten Monat hin und würde mich wahnsinnig über den einen oder anderen Insider freuen
April 14th, 2011 at 20:21
PS: kam mein Mail mit Tips zu SF an?
April 14th, 2011 at 21:51
und warum gibbets diese knödelz denn nicht beim chinesen ?
in jedem ort ist doch ein china lokal !
aber die dinger sind noch besser in vietnam unter dem namen banh bao
liebe meike… erinnern sie sich noch an mai- kim und stefan auf einer südafrika reise ?
die 2 heiraten am 16.april !!!
)))
April 15th, 2011 at 04:35
@emmiliy – weil die Chinesen in Deutschland nicht wirklich chinesisch kochen? Ich finde auch, es wird Zeit, dass Yum Cha in Deutschland eingeführt wird.
April 15th, 2011 at 04:43
Und essen Sie diese Knödel mit Stäbchen?
April 15th, 2011 at 05:19
Astrid, hihi. Das sind doch die Burger …Asiens
April 15th, 2011 at 07:26
Liebe Meike,
vielleicht wäre es eine tolle Idee, wenn Sie nach Ihrer Rückkehr ein Restaurant eröffneten? Da könnten Sie jeden Monat andere Länderspezialitäten servieren – analog zu Ihrem Reisejahr. Im April wäre ich dann jeden Tag zum Knödelessen da. )
April 15th, 2011 at 07:42
oh toll, die knödelakademie! das wäre doch was. oder vhs kurse mit der richtigen knödeltechnik. wieder was gelernt. ich such mir jetzt nur noch jemand der mir den knödelteig knetet.
April 15th, 2011 at 09:14
Sowas jetzt bitte auch noch für Baozi mit Hefeteig, dann bin ich richtig glücklich! Und @Claudia L.: Der SF-Tip schlechthin sind die San Francisco City Guides (gratis Stadttouren, organisiert über die Stadtbibliothek), unbedingt mitgehen! http://sfcityguides.org/ Und Land’s End/Sutro Heights. Und Eis von Humphry Slocombe. Und Burritos von La Taqueria. (Ich merke, ich könnte gerade noch eine Viertelstunde so weiter schreiben …)
April 15th, 2011 at 09:20
@Marie: ….. und ein Weizen auf’m Bull’n ….
April 15th, 2011 at 14:23
Ich kapier jetzt leider noch gar nicht, wie der fertige Knödel aussieht… Oder ist das Enteneigelb bereits umknödelt?
April 15th, 2011 at 14:44
@Uschi: Ein fen guo sieht ziemlich genau so aus. Natürlich nicht, wenn ich ihn mache.
@Marie: jawoll. Hier wird alles mit Stäbchen gegessen, auch Nudelsuppe. Doch, wirklich – zumindest die Nudeln werden damit rausgefischt, der Rest wird aus der Schale getrunken. Zwotens: wie gemein, dass Sie die Pizza im Eisenstein erwähnt haben, jetzt kriege ich Heimweh. Die „Toskana“ mit Fenchel-Salsiccia und Schalotten! Gibt es die noch? Natürlich gibt es die noch. Sonst komme ich nicht mehr nach Hause.
@Christian: habe ich bekommen, vielen Dank!
April 16th, 2011 at 10:04
Ich würde mich sowas von einsauen, weil mir der Knödel in die Soße fallen würde, aber vielleicht muss man nicht aufrecht sitzen, sondern den Kopf über den Teller beugen.
April 16th, 2011 at 12:18
danke Meike, für das tolle Rezept. Damit traue ich mich jetzt gegen meine Schwiegermutter anzutreten, die die unumstriitene KNÖDELQUEEN des gesamten Chiemgaus ist. Zumindest habe ich jetzt die leise Chance, die FEN GUO QUEEN des Chiemgaus zu werden, die Konkurrenz ist dort ja nicht soooo groß! Ja, ja manchmal hat man hoch gesteckte Ziele
April 16th, 2011 at 16:05
Gestern las ich im SZ-Magazin, dass in Deutschland Enteneier verboten seien und verzweifelte Asiatinnen auf dem Viktualienmarkt diese nicht kaufen können. Sie brauchen es, um angeblich damit den Haarwuchs ihrer Babys zu fördern. Dabei sind diese doch bereits ab Geburt meistens mit besonders dichtem Wuschelhaar ausgestattet.
April 22nd, 2011 at 05:53
Das Knödel-Geheimnis! Endlich ist es gelüftet!
Ich war schon so lange auf der Suche: http://c-weltweit.blogspot.com/2011/04/word-of-day-knodel-erleuchtung.html
;-D
Wünsche dir ein wunderschönes Osterfest.
Liebe Grüße
Christina