Think pink

Mein bisheriger Unlieblingstag der Reise: Jaipur. Und das liegt ausschließlich daran, dass wir bisher so maßlos verwöhnt waren. Jaipur ist die größte Stadt von Rajasthan, etwa 3,4 Millionen Einwohner. Und sie liegt, was wir schnell erfuhren, mitten in der Touristeneinflugschneise für Indientouren – ein Vorgeschmack auf das, was uns vermutlich am Taj Mahal erwartet. Teil des Touristenrituals: der Elefantenritt hoch zum Amber Fort. Die armen Elefanten warten in einer Art Taxischlange auf ihre Last und schaukeln sie über die steinerne Rampe zum Fort hoch. Okay, dann hat man das auch mal gemacht.

Oben: nicht nur internationale, sondern auch indische Touristen wie diese Mädchenklasse aus einer Privatschule.

Jaipur selbst, the pink city, ist nicht weiter aufregend. Die Altstadt ist in ein dreckiges Lachsrosa gehüllt, die Farbe des Willkommens, die anlässlich eines Besuchs des Prince of Wales 1876 der ganzen Stadt aufgedrückt wurde.

Natürlich auch hier wieder einige spektakuläre Bauten wie der Palast der Winde, in Wirklichkeit nur eine Fassade mit Fenstern, die den Damen des Hofes die Besichtigung des Stadtlebens ermöglichen sollte, ohne selbst gesehen werden zu können.

Und das Observatorium Jantar Mantar, das der astronomiebegeisterte Maharaja Jai Singh II ab 1727 zeitgleich mit der geometrisch angelegten Stadt bauen ließ – mit einer auch architektonisch beeindruckenden riesigen Sonnenuhr, die die Zeit auf zwei Sekunden genau anzeigt.

Aber wir bemerken leichte Ermüdungserscheinungen. Nochn Fort, nochn Palast, nochn Tempel… der klassische Überfütterungs-Ennui nach zu vielen zu überwältigenden Eindrücken. Wir müssen mal einen Tag auf Entzug gehen.

6 Antworten to “Think pink”

  1. Toni Says:

    Mir geht’s immer an Herz, wenn ich sehe, was Elephanten so alles für uns doofe Menschen machen müssen. Diese imposanten Tiere, die so majestätisch und erhaben sind…oft werden sie mit brutalsten Methoden “gebrochen”, damit sie gehorchen. Und dann den Rest des Lebens als “Taxi” zum Amber Fort eingesetzt werden…nein, ein schönes Elefantenleben ist das nicht.
    Das Observatorium aus dem achtzehnten Jahrhundert – toll. Ich staune immer wieder, was für großartige Bauwerke es auf der Welt gibt. Was in der modernen Architektur wäre vergleichbar? Nichts, fürchte ich.

  2. Uschi aus Aachen Says:

    In Petersburg habe ich diesen Effekt mal beschrieben als “Meine Augen haben jetzt eine Prunk-Allergie”…

  3. Lili Says:

    Sagen Sie bloß, liebe Meike, Sie haben diesen Elefantenritt auch gemacht?
    Mag ich echt nicht hoffen.

  4. nico Says:

    ich würde den elefantenritt auf jeden fall machen… das ist tourismus..und auch davon leben die menschen..

    das elefantenbild sehe ich wie extra für MICH gemacht… vielen vielen lieben dank

    wunderschön!

  5. Fabienne Says:

    “Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt” Mahatma Ghandi

    Nun, damit stand er wohl allein da……traurig.

  6. Fabienne Says:

    Gandhi natürlich!